Full text: ... welcher die Forst-Botanik, die Naturkunde der Bäume überhaupt und die Beschreibung der Eiche enthält (Erster Theil)

    
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ſtehenden Holzes, noch mehrere Jahrhunderte hinleben und Früchte tragen kann. 
So sehen wir auf Triften und Weiden manche alte Eiche ſtehen, worin die 
älteſten Hirten schon von ihren Kinderjahren an sich gegen Regen und Wind 
geſchützt haben, deren äuſſere Wände kaum so dick ſind, daß der Baum ſich feſt 
damit erhalten kann, wie denn auch gewöhnlich ein starker Sturm endlich dem 
kümmerlichen Leben solcher Bäume ein Ende macht. Als etwas besonderes iſt 
bey solchen alten hohlen Bäumen zu bemerken, daß ſie noch jährlich ziemlich 
ſtarke Jahrsringe anseten und man daher mit gewiſſen Northhülfen und Ver- 
gleichungen ihr Alter ohngefähr beſtimmen kann; vermuthlich iſt die Urſache 
dieser ſtarken Jahrsringe darin zu suchen, daß der sämmtliche, zu dem Leben des 
oft noch großen Baums nöthige Saft allein durch die äussern nur gesunden 
Ueberbleibſel durchgeht, und also damit, einen ſtarken Ansatz der neuen Holz- 
triebe veranlaſſet. Hiermit laſsen ſich auch die weiter unten vorkommenden ſtar- 
ken Wurzelanhöhen der alten hohlen Bäume in etwas erklären. 
. s36: 
Von dem Stamm, den sicltes Blättern, Knoſpen, Wurzeln, der 
Borke, dem Splinte, den Markröhren, dem feſten Holze und 
den fluſſigen Theilen der Eiche. 
Der Stamm der Eichen nimmt ſich wegen ſeiner besondern Größe und 
Stärke, ſchönen und verhältnißmäßigen Form und reichen Beaſtung vor andern 
einheimiſchen Holzarten vorzüglich aus und keine kommt ihr darin gleich. Die 
Aeſte ſtehen am Stamme nicht so gabelförmig wie an den Büchen und mehs 
reren Holzarten, sondern viele, beſonders die untern, ſißen am Stamme mehr 
winkelrecht und dehnen ſich ſehr weit aus. Am untern Ende über den Wurzeln 
iſt der Stamm ansehnlich dicker und bey alten Eichen bilden auch die Wurzeln 
eine kleine knorrichte Anhöhe um denſelben, die den Eichen ein recht maleriſches 
Ansehen giebt. 
§.:- 227. 
An den Stämmen und Aeſten junger Eichen, besonders an solchen, welche 
im frohen Wachsthum ſtehen, iſt die Epidermis oder Oberhaut der Borke glatt 
und glänzend, bey der Wintereiche mehr ins grünlichte, bey der Sommereiche 
aber mehr ins ſilberfarbigte falend. SBeym Aelter- und Dickerwerden der 
Eichen verliert aber die Epidermis ihre Dehnbarkeit, ſie ſpringt der Länge des 
Stamms nach auf, wodurch das unter derselben liegende Zellengewebe mit aufs 
geriſſen wird, und nun entſtehe die holzigte ſtark aufgeriſsene knotigte und trockene 
Borke 
  
     
       
     
    
    
  
      
   
    
     
    
	        
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