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An den eigentlichen Holzloden iſt der Zuwachs ſtärker; er dauert wie bey
andern Bäumen vom Ausſchlagen der Blätter , nach welchem die jungen
Loden gleich in den erſten Frühlingstagen geſchwind eine ansehnliche Länge er-
langen, bis zum Ende des Mayz alsdann nehmen die obern zarten Blätter und
Knoſpen eine mehrere Conſiſtenz oder Feſtigkeit an; die Loden ſelbſt verlängern
ſich aber dann nicht eher, bis im Julius die zweyte Triebzeit eintritt, in welcher
einige davon noch wohl einen, gewöhnlich doch nur geringen, Theil an ihrer Länge
zusetzen ; dieser zweyte Trieb iſt aber weit zärtlicher als der erſtez die Knöpfe
davon ſind weniger feſt und die Blätter feiner und dünnhäutig. Ueberhaupt
aber iſt dieſer zweyte Trieb bey den Eichen ſeltener und geringer, als bey vile
andern Baumarten. Bey jungen in vollem Triebe ſtehenden Bäumen entſtes
hen dieſe Holzloden am häufigſten aus einer, und gewöhnlich aus der obern
Knoſpe der einjährigen Zweige ; oft, und an den ältern Bäumen gewöhnlich,
treiben neben diesen einige geringere Fruchtzweige aus. Die mehrſten Fruchts
zweige aber wachſen an bejahrten Eichen aus den Knoſpen der einjährigen Frucht-
zweige und bilden an den kleinen zackigten Aeſtchen ganze Büſchel Fruchtholz.
Aus dem Knoſpen, woraus die jungen Fruchttriebe entſtehen, kommen neben
diesen gleich beym Oefnen derſelben die männlichen Blüthen hervor, ſo wie an
den jungen Fruchttrieben zwiſchen den Achseln einiger Blätter die weiblichen
Blüthen erſcheinen. An dieſen Fruchttrieben ſind die Blätter viel dicker, dunkler
grün von Farbe , glänzender und feſter, wie an den Waſſer- oder Holzloden,
die Knöpfe davon dicker, und ſien ſolche näher zuſammen.
Die Blätter und alſo die Holzknöpfe in ihren Achſeln ſilzen wechſelsweiſe
in einer Spirallinie, sowohl an den jungen Frucht- als an den Holztrieben.
Das Holz der erſtern iſt viel ſpröder; es beſteht aus weniger geradelaufenden
Holzfaſern und Holzröhren, und deſto mehrerem markartigen Zellengewebe.
Die mittlere fünfeckigte Markröhre iſt darin mehr verwachſen, und auch in der
Rinde ſind ſie auf gleiche Art von den Holztrieben verſchieden. Dieſe Holz-
triebe, welche besonders bey alten Eichen jährlich nur eine ſehr geringe Länge
erhalten, endigen ihren jährlichen neuen Zuwachs gleich nach dem Ausſchlagen
der Blätter in wenigen Tagen, und in der übrigen Grünungszeit des Jahrs
werden dieſe Fruchtzweige, die daran befindlichen Früchte und der künftige
Fruchtknoten nur zu der ihnen nöthigen Reife ausgebildet, ohne daß ſolche noch
mehrere Blätter und Augen treiben; es mögte denn eine ungewöhnliche Beges
benheit, als eine Beſchädigung des Baums durch Abſchneiden der Zweige,
oder durch eine ſtarke Beſchädigung der Blätter durch Inſecten es veranlaſſen,
daß einige Fruchttriebe bey der zweyten Saftzeit von neuem austreiben, in wel-
chem