Full text: ... welcher die Forst-Botanik, die Naturkunde der Bäume überhaupt und die Beschreibung der Eiche enthält (Erster Theil)

    
    
     
    
     
    
   
    
1.60 
An den eigentlichen Holzloden iſt der Zuwachs ſtärker; er dauert wie bey 
andern Bäumen vom Ausſchlagen der Blätter , nach welchem die jungen 
Loden gleich in den erſten Frühlingstagen geſchwind eine ansehnliche Länge er- 
langen, bis zum Ende des Mayz alsdann nehmen die obern zarten Blätter und 
Knoſpen eine mehrere Conſiſtenz oder Feſtigkeit an; die Loden ſelbſt verlängern 
ſich aber dann nicht eher, bis im Julius die zweyte Triebzeit eintritt, in welcher 
einige davon noch wohl einen, gewöhnlich doch nur geringen, Theil an ihrer Länge 
zusetzen ; dieser zweyte Trieb iſt aber weit zärtlicher als der erſtez die Knöpfe 
davon ſind weniger feſt und die Blätter feiner und dünnhäutig. Ueberhaupt 
  
    
   
   
aber iſt dieſer zweyte Trieb bey den Eichen ſeltener und geringer, als bey vile 
andern Baumarten. Bey jungen in vollem Triebe ſtehenden Bäumen entſtes 
hen dieſe Holzloden am häufigſten aus einer, und gewöhnlich aus der obern 
Knoſpe der einjährigen Zweige ; oft, und an den ältern Bäumen gewöhnlich, 
treiben neben diesen einige geringere Fruchtzweige aus. Die mehrſten Fruchts 
zweige aber wachſen an bejahrten Eichen aus den Knoſpen der einjährigen Frucht- 
zweige und bilden an den kleinen zackigten Aeſtchen ganze Büſchel Fruchtholz. 
Aus dem Knoſpen, woraus die jungen Fruchttriebe entſtehen, kommen neben 
diesen gleich beym Oefnen derſelben die männlichen Blüthen hervor, ſo wie an 
den jungen Fruchttrieben zwiſchen den Achseln einiger Blätter die weiblichen 
Blüthen erſcheinen. An dieſen Fruchttrieben ſind die Blätter viel dicker, dunkler 
grün von Farbe , glänzender und feſter, wie an den Waſſer- oder Holzloden, 
die Knöpfe davon dicker, und ſien ſolche näher zuſammen. 
Die Blätter und alſo die Holzknöpfe in ihren Achſeln ſilzen wechſelsweiſe 
in einer Spirallinie, sowohl an den jungen Frucht- als an den Holztrieben. 
Das Holz der erſtern iſt viel ſpröder; es beſteht aus weniger geradelaufenden 
Holzfaſern und Holzröhren, und deſto mehrerem markartigen Zellengewebe. 
Die mittlere fünfeckigte Markröhre iſt darin mehr verwachſen, und auch in der 
Rinde ſind ſie auf gleiche Art von den Holztrieben verſchieden. Dieſe Holz- 
triebe, welche besonders bey alten Eichen jährlich nur eine ſehr geringe Länge 
erhalten, endigen ihren jährlichen neuen Zuwachs gleich nach dem Ausſchlagen 
der Blätter in wenigen Tagen, und in der übrigen Grünungszeit des Jahrs 
werden dieſe Fruchtzweige, die daran befindlichen Früchte und der künftige 
Fruchtknoten nur zu der ihnen nöthigen Reife ausgebildet, ohne daß ſolche noch 
mehrere Blätter und Augen treiben; es mögte denn eine ungewöhnliche Beges 
benheit, als eine Beſchädigung des Baums durch Abſchneiden der Zweige, 
oder durch eine ſtarke Beſchädigung der Blätter durch Inſecten es veranlaſſen, 
daß einige Fruchttriebe bey der zweyten Saftzeit von neuem austreiben, in wel- 
chem 
  
   
	        
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