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§. 254-.
Die Benutzung der Eichenblätter iſt ſehr geringe und fc<hränkt ſich auf den
Forſtdünger und auf die Viehſtreuung der den Eichenwaldungen benachbarten
armen Bewohner ein. Das Vieh frißt ſie nicht gern, doch pflegt es die zars
ten Loden eines jungen Eichenholzes sehr gern abzubeiſſen.
Das Abfallen des Eichenkaubs hängt sehr von der Witterung und von der
früh oder ſpät einfallenden Kälte ab ; gewöhnlich geschieht es bey den erſtern
ſtarken. Herbſtreifen und den darauf folgenden warmen Sonnenblicken im An-
fange des Novembers; doch bleibt das Eichenlaub vorzüglich auf den in ſtarken
Triebe ſtehenden Loden bis sehr ſpät in den Winter, und oft noch bis in das
Frühjahr ſilzen, ſo daß viele Stämme kleine grüne Blätter und trocknes altes.
taub zuſammen haben. Arn ſolchen Eichen, welche im Frühjahr durch Rau-
penfraß ſtark entblättert gewesen ſind und nachher neue Blätter getrieben haben,
pflegt das Laub bis sehr ſpät in den Herbſt und bey gelinden Wintern oft bis
zum neuen Triebe grün zu bleiben. Mehreres. hiervon iſt in der Einleitung
vom Abfallen der Blätter überhaupt gesagt worden.
Wegen seiner kaugenartigen äßenden Säure und wegen der daraus, seiner
längern Dauer halber, entſtehenden feſtern Decke iſt das abgefallene Eichen-
laub dem Graſe nachtheiliger, wie das Laub von andern Baumarten, und ſieht
man deswegen unter Eichenbäumen , obſchon ihr lockeres Aſigebäude weniger
erſtickend und luftiger iſt, doch weniger Gras wachsen, als unter andern Baum-
arten, die weit ſtärkere und dichter belaubte Kronen haben.
§. 2535.
Der Baumſaft der Eiche hat eine zuſammenziehende, laugenartige Säure,
die mehr wie von andern Holzarten die vorzügliche Eigenſchaft hat, der Fäulniß
zu widerſtehen. Leichtfaulende Körper laſſen ſich daher in Eichenborke längere
Zeit gegen die Fäulung aufbewahren , und durch die in der Borke enthaltene
Saftlauge wird eigentlich durch das Gerben den Häuten die gehörige Feſtigkeit
gegeben. An friſch geſpaltenem oder geſchnittenem Holze kann man dieſe Säure
ſehr ſtark riechen. Das Eisen wird dadurch ſchwarz gefärbt und mit dem in
den Galläpfeln enthaltenen Baumſaft färbt man Dinte. Auch ſind die übeln
Folgen bekannt, welche daraus zu entſtehen pflegen, wenn das gehörige Auss
laugen bey neuen Weinfäſſern, oder bey ſolchen Gefäßen versäumt wird, die
zu Färbereyen, Bleichereyen oder dergleichen gebraucht werden ſollen.
Ausser dieſem hat der Eichenbaumſaft auch die besondere Eigenſchaft, daß
er ſehr langſam austrocknet, indem derſelbe mehreres feſtes, öligtes es. tu
haben