Full text: ... welcher die Forst-Botanik, die Naturkunde der Bäume überhaupt und die Beschreibung der Eiche enthält (Erster Theil)

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ſchwind, und muß der Stich des Insects auf den verwundeten Theil durch einen 
besondern Reiz einen ziemlich ſtarken Zufluß von Saft bewirken: denn an Bläts 
tern, die mit sechs bis zehn Galläpfeln behängt ſind, findet man nur sehr gerins 
ge Spuren von Mangel an Nahrung ; das Blatt behält dabey seine natürliche 
Form, ohne ſich zuſammenzuziehen, und nur bey einigen pflegt die grüne Farbe 
um den Gallapfel herum etwas ins gelbliche zu fallen. 
Dergleichen Blätter fallen auch nicht ehender, als die übrigen des Baums 
ab, und viele findet man noch davon spät im Winter auf den Bäumen ſitzen. 
Die Galläpfel ſcheinen alſo wohl durch den veranlaßten ſtärkern Zufluß von Nahs 
rungsſaft die Vegetation des Blatts zu erhalten, wie man ſolches deutlich an 
den Faden der männlichen Blüthe sehen kann, an welchen durch einen solchen 
Inſectenſtich ein Gallenknöpfchen entſtanden iſt, indem ſich derſelbe dadurch noch 
lange Zeit erhält, nachdem die übrigen Faden der männlichen Blüthen längſtens 
vertrocknet ſind. 
In der Mitte der Galläpfel iſt eine, auch wohl mehrere, kleine länglicht 
runde Höhlung, worin die abgesetzte Made nach und nach ihre erforderliche Größe 
erlangt, und hernach ſich durchfrißt, wodurch denn die in den vertrockneten Galls 
äpfeln durchbohrten Löcher entſtehen. Dieſe Galläpfel werden wegen ihres vielen 
und besonders feinen Eichenſafts zur Dinte und zur Färberey gebraucht. Mit 
ähnlichen Umſtänden entſtehen an den Fruchtkelchen der ausländiſchen Knoppereis 
che (Quercus Aegilops) die sogenannten Knoppern von einer Art Fliegen, die 
ſich in den wärmern Gegenden in Frankreich und Spanien aufhält, wo diese Eis 
chenart wächſt. Diese Knoppern erhalten eine größere Härte, wie die Galläpfel, 
und ob sie ſchon das Verderben der Frucht ſelbſt bewirken: so werden ſie doch 
in Frankreich und Spanien mit größerm Nutzen zur Färberey und feinen Gers 
berey gebraucht. Auch giebt es an den inländiſchen Eichen auf der untern Seite 
der Blätter mehrere dergleichen kleinere Ansätze, die nach ihren verſchiedenen 
Formen unter den Namen Tellerchen oder Perlen bekannt und die Folgen von 
ähnlichen Stichen und Eyerabſetzen kleinerer Inseeten ſind. Die größeſten Galls 
äpfel aber findet man in den Monaten May und Junius an den leztjährigen Los 
den; ſie haben oft die Größe eines mittelmäßig großen Apfels, und faſt auch 
die Form derselben; ihr Inneres iſt ſo, wie in den Gallen der Blätter beſchaf- 
fen, nur pflegt es etwas dichter und zäher zu seyn; man findet darin mehrere 
Maden, jede in einer besondern kleinen Höhle liegen, die ſich im Monat Julis 
us durchfreſſen, wonach dieſe Gallen abfallen. In diesen großen Gallen finden 
ſich oft mehrere Arten von Maden und Fliegen, ſo wie auch die , welche aus 
(Erſter Theil) Y den 
    
   
   
   
  
   
   
    
    
   
  
    
    
    
  
    
  
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
  
 
	        
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