Full text: ... welcher die Forst-Botanik, die Naturkunde der Bäume überhaupt und die Beschreibung der Eiche enthält (Erster Theil)

  
  
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nüßen Loden ihnen wieder einen guten Stamm verſchaffen könne, oder ob es 
rathſam ſey, die jungen verkümmerten Stämme dicht über der Erde abzuſchneis 
den, um einen neuen Wurzeltrieb zu befördern, von dem dann nachher nur eine 
Lode zum künftigen Stamme gelaſſen werden muß. Ich kenne verschiedene Eis 
chelklämpe, in welchen aus den verkümmerten Loden nach einem ſolchen Abs 
ſchneiden die ſchönſten Stämme gewachſen ſind. 
§. 323. 
Was man übrigens in einigen Forſtſchriften vom Fortpflanzen und Erzies 
hen der Eichen, als zum Beyſpiel über die Anziehung tüchtiger Pflanzheiſter 
aus der Wurzelbrut von ältern Stämmen, durch das Einsenken oder Einles 
gen der Aeſte, durch das sogenannte Stecken abgesſchnittener Eichenzweige zu 
den Culturen im bruchigten und feuchten Boden, und dergleichen findet, gehört 
gänzlich zu den Dingen, welche ſich einige nur theoretische Schriftſteller durch 
analogiſche Muthmaßungen von andern Holzarten, und höchſtens durch einige 
gartenmäßig gemachte Verſuche, als auch im Großen anwendbar ausgedacht 
haben. Denn ſo sehr auch die Eiche die Eigenſchaft hat, leicht Wurzeln und 
Zweige zu treiben, ſo würde man doch forſtmäßig mit ſolchen Culturarten nichts 
ausrichten, ſie können alſo höchſtens nur für die Fortpflanzung einiger Spiels 
und fremder Eichenarten Statt finden, wiewohl für dieſe auch das Fortpflanzen 
durch das bekannte Pfropfen oder Oculiren vielmehr zu empfehlen iſt. 
§. . 324. 
Von dem Beſchneiden und Aufſchnetteln an den Eichen. 
Ueber diesen Gegenſtand ſind unſere Gelehrten sowohl, als die practiſchen 
Forſtmänner, uneinig, und hört man hierüber in mancher Forſtgeſellſchaft eben 
ſo lebhaft für als gegen die Sache ſtreiten; gerade so, als es über das Vers 
pflanzen und Nichtverpflanzen der Eichen herzugehen pflegt: bey genauer Un- 
terſuchung aber wird man finden, daß, wie es gewöhnlich der Fall iſt, beyde 
Theile nicht ganz und nur darin Unrecht haben, daß ſie ihre Behauptungen gar 
© gzu sehr von einzelnen Fällen aufs Allgemeine ausdehnen, und aus einem einmal 
gefaßten Vorurtheile alle nüßliche Belehrungen übersehen. Denn daß die beſte 
Lehrmeiſterin, die Natur, wie es denn gewöhnlich heißt, keine Bäume beſchneis 
det, das kann doch wohl nicht als ein allgemeiner Beweis dagegen angeführt 
werden, weil dieſelbe ſich andrer Mittel bedient, um gleiche Wirkung hervorzu- 
bringen. So iſt zum Beyſpiel das Vertrocknen der untern Aeſte, an einem in 
(Erſter Theil) Dd einer 
    
    
     
    
   
  
   
    
  
  
   
    
    
   
     
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