Full text: ... welcher die Forst-Botanik, die Naturkunde der Bäume überhaupt und die Beschreibung der Eiche enthält (Erster Theil)

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einer Dickung ſtehenden Baume als ein natürliches Beſchneiden anzusehen, und 
auch nur in dieſem Zuſtande erreichen die Bäume die vorzügliche gerade 
Stammhöhe, die ſie auf einem freyen Standorte, auf welchem die untern 
Zweige immer daran mit fortwachſen, nicht erhalten würden. Die Natur 
zeigt uns also ſelbſt das Mittel an, welches wir zur Erziehung solcher Stämme 
anzuwenden haben, an welchen wir zu unsern verſchiedenen Abſichten durch die 
Kunſt das erreichen können, was uns die Natur daran zufällig verſagt. 
§. 2323. 
So ſehr aber ein zweckmäßiges Beschneiden an einem Baume nüstſlich 
ſehn kann, eben ſo ſchädlich iſt es demselben, wenn es ohne Kenntniß geſchieht. 
Beydes kann sowohl an jungen als an alten Stämmen Statt finden. Da- nun 
dieſer wichtige Gegenſtand in unsern sämmtlichen Forſtſchriften ,, soviel mir das 
von bekannt ſind, noch nicht genugſam erläutert iſt: ſo will ich mich besonders 
befleißigen, denſelben hier etwas weitläuftiger abzuhandeln, und mit einigen 
Figuren zu erklären ſuchen. 
§. 326. 
Bey allem Verpflanzen der Eichen sowohl, wie der übrigen Baumholz- 
arten überhaupt wird darauf geſehen, daß ſie in den erſten Jahren nach dem 
Verpflanzen nicht mehr Blätter treiben sollen, als zur verhältnißmäßigen Zus 
führung und Ausdünſtung des Safts , zwiſchen diesen und den durchs Ver- 
pflanzen geschwächten und aus guten Abſichten oft auch beſchnittenen Wurzeln 
nöthig ſind, wie davon in der Einleitung über das Beſchneiden der Bäume 
mehreres vorgekommen iſt. 
Es müſſen daher den jungen Pflänzlingen vorzüglich die Zweige genoms 
men werden, welche am Stamme eine ſtarke Krumme veranlaſſen würden, 
weil dabey auf die Erziehung schöner Stämme mit Rücksicht genommen wird, 
wie Fig. 3. Tab. 6. der Zweig a und b hierhin gehören, vorzüglich die oben, 
durch etwanige Beschädigung des mittlern Knoſpen ausgetriebenen Gabeläſte c 
und d von welchen der weniger ſchöne abgeschnitten werden muß, wonach dies 
ſer Heiſter wie Fig. 4. erschein. Da nun aber die mehrere Stärke eines 
Stamms, auf welche bey Pflanzheiſtern ſo sehr viel ankömmt, von dessen mehs 
rern oder wenigern Zweigen abhängt: ſo muß man ſich bey dieſem Beſchneiden 
ja vorsehen, daß dem jungen Bäumchen doch auch ſo viel Zweige gelaſſ.n wers 
den, als ihm zur Erreichung der verhältnißmäßigen Stärke seines Stamms 
nôthig ſind; man würde daher ſehr unrecht handeln, wenn man einem ſolchen 
Heis 
      
    
    
     
    
    
    
   
    
    
     
     
	        
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