Full text: ... welcher die Forst-Botanik, die Naturkunde der Bäume überhaupt und die Beschreibung der Eiche enthält (Erster Theil)

    
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Stamm und Zweige eine lange Zeit und ſchwerlich über ein Jahr lang ſich gut 
erhalten und vegetiren kann, *) ſo bemerkt man davon doch die auffallendſten 
Dinge von geringer Harmonie zwiſchen denselben, als zum Beiſpiel der nach ſo 
vielen Jahren von der Dicke von einem halben Zoll bis zu zwei und mehrere Fuß 
“. Vurzhwrefer herangewachſene gepfropfte Urſtamm treibt ganz unveränderte 
urzelbrut. 
So wie Hitze, Froſt und sonſtige Beſchädigungen dem Stamm und den 
Zweigen nachtheilig ſind, und ſie oft ganz tödten, ſo leiden in ähnlichen Fällen 
die Wurzeln auch ; es ſind alſo die Raupen und Käfer, welche nur die Blätter 
beſchädigen, den Wurzeln eben ſo nachtheilig, als es die Erdwürme und Mäuſe 
jenen durch das Benagen der Wurzeln ſind. Oft veranlaſſet eine ſolche Beſchäs 
digung das Entſtehen mehrerer wiederausſchlagender kleiner Nebenwurzeln; und 
ſo wie oft beym Abnehmen großer Zweige mehrere beſſerbewachſene neue Sproſs 
ſen entſtehen, ſo vermehret das durch Zufall oder durch Kunſt hervorgebrachte 
beſſere Wachsen der Zweige auch das Zunehmen der Wurtzeln, so wie ſolche im 
Gegentheil von dieſen auf jene wirkk. Ein vordem, zum Beiſpiel, unterdrückt 
geſtandener Baum, wird von der Zeit an, da er mehr Luft erhalten hat, ſo- 
wohl bessere und ſtärkere Loden, als größere Wurzeln treiben, ſo wie im Gegens 
theil auch der Gärtner jene Bäume, die wegen überflüſſiger Triebkraft keine 
Früchte tragen wollen, durch Schwächung der Wurzeln tragbar zu machen 
pflegt. Auch ſterben die Wurzeln mit den Zweigen und den übrigen Theilen 
des Baums auf gleiche Weise des ihnen beſtimmten natürlichen Todes, wenn ſie 
ſonſt kein Zufall tödtee. Der Stamm der alten Weide und Eiche wird erſt roths- 
mos 
*) Der Herr von Uslar, dem wir sonſt ſo viele gute Bemerkungen in der Pflanzen- 
kunde zu verdanken haben, ſcheinet wohl der Sache nicht recht nachgedacht zu ha- 
ben, da er in seinen forſtwiſsenſchaftlichen Bemerkungen den Fall anführet, daß im 
Radſtäter Forſt am Schwarzwalde ein abgetriebener reiner Tannenort gleich nach 
dem Abhauen, als ein mit büchenen Stammloden geſchloſſen beſtandener Büchenort 
erſchienen wäre, weil ſich die Wurzeln der vor dem Tannenbeſtande (alſo vermuth- 
lich vor g0 bis 100 Jahren wenigſtens) davon gehauenen Büchen gut erhalten häte 
ten! – Wahrſcheinlich hat man in diesem Falle beim Abhauen der Tannen, die 
zwiſchen denſelben unterdrückt geſtandene ſchwache Büchenloden nicht bemerkt, welche 
nachdem ſie Luft erhalten, den Wurzelausſchlag getrieben haben. 
  
   
    
    
     
     
  
    
     
    
  
    
     
    
	        
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