Full text: ... welcher die Forst-Botanik, die Naturkunde der Bäume überhaupt und die Beschreibung der Eiche enthält (Erster Theil)

       
    
   
    
     
   
    
   
    
    
   
    
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modericht und endlich hohiz so folgen den Aeſten die Zweige, und ſo vergehen 
die Wurzeln auch ihrem Alter und ihrer Größe nach. 
An den Wurzeln findet man bei verſchiedenen Holzarten, wie in den übris 
gen Theilen derselben, viele Verſchiedenheiten, sowohl in Ansehung ihrer Form 
und ihrer Farbe, als ihrer ſonſtigen Eigenſchaften; ſo ſind zum Beiſpiel die 
Wurzeln der Eſche viel dicker und das Gewebe derselben iſt weit grober, als an 
den Wurzeln der Büche ; die der Ulme ſind rothbraun, und die Wurzeln von 
alten Waſſerweiden pflegen grünlich zu ſehn. Bei vielen Baumarten gehen die 
Wurzeln nur flach unter der Oberfläche der Erde weg, bei vielen aber gehen ſie 
mehr in die Tiefe. Erſteres iſt zum Beiſpiel vorzüglich bei der Eller und letztes 
res bei der Eiche zu bemerken. Viele Bäume dehnen ihre Wurzeln sehr weit 
aus, wie die Eſche und Ulme, viele begnügen ſich damit, einen engern Raum 
einzunehmen, wie z. B. der Pflaumenbaum und die Büche. HBei vielen Bäus 
men haben die Wurzeln mehr oder weniger die Eigenschaft, mit ihren feinen 
Enden das härteſte Erdreich durchzubohren , und ſich zwiſchen Klippen und 
Steinlagen durchzuſchlingen, um Nahrung zu ſuchen, wobei ſie ſogar sehr ſchwes 
re Steine zu heben, und Mauern zu sprengen fähig ſind. So ſiehet man die 
Tanne auf Felſen zwiſchen Steinklüften gedeihen, und Weinſtöcke auf dem dürs 
reſten Steinboden saftige Trauben bringen, dahingegen die mehrſten Laubholzs 
arten einen tiefen fruchtbaren Erdboden verlangen, wie die Eiche, die nur hier- 
in ſich in ihrer vollen Pracht zu zeigen im Stande iſt. Verschiedene Bäume 
treiben viele Wurzelnbrut, als das (Rusglabrum) der Eſſigbaum, die Erle 
und die Linde, andere gar keine, wie die Tannen und Fichten. 
Dieſe verſchiedenen Etaeaſhaßrn der Wurzeln werden oft durch Umſtäns 
de und Zufall verändert. Daher ſchlägt die im Sumpf ſtehende Eller vor jener 
die auf einer trockenen Anhöhe ſtehet, ein ſehr verſchiedenes Wurzelgewebe; bei 
dieſer ſind die Wurzeln kürzer, härter, und haben mehr Nebenäſte, bei jener 
aber ſind ſie, ſo wie die Wurzeln aller Bäume, wenn ſie einen naſſen Boden 
erreichen, viel länger, weicher, ſchwammigter und weniger mit Nebenäſten be- 
ſelzz. Ein Baum der auf der einen Seite einen lockeren und fetten Boden er- 
reicht, wird auch darin mehrere Wurzeln treiben, als auf der anderen Seite in 
feſtem und weniger fruchtbarem Grunde; so, wie man ſolches auch in den oft 
abs-
	        
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