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Die männlichen Theile derselben snd die Staubfäden mit ihren
Staubkolben; sie ſißen gewöhnlich zwiſchen den Blumenblättern auf dem
Boden, wie an den Birnblumen; bey einigen aber auch an der innern
Seite derſelben, wie in den Pfirſchblumen; ſie beſtehen bey verſchiedenen
Blumenarten oft aus längern, kürzern, dickern, feinern u. s. w. Stielen, die
oben mit einem kleinen Kölbchen verſchen ſind, das auch in allen Blumen-
arten ſowohl der Farbe, als Form nach verſchieden iſt, auf diesen befindet
ſich ein ganz feiner ſtaubartiger Saamen, der bey dem Aufblühen der Blume
mit einer gewissen Schnellkraft und Erschütterung in den Blumenkelch, und
auf die weiblichen Theile, auf den Fruchtknoten des Stempels, geworfen wird
und ſo dieſe Theile ſchwängert.
Dieser männliche Blumenſtaub erſcheint unter einem Vergrößerungs-
glaſe theils als ovale, theils als rundliche Saamenkörner, er iſt äuſſerſk
zart, und nur mit ſtarker Vergrößerung entdeckk man darin Articulationen
und körnigte Subſtanzen. Ob er die Keime ſelbſt des Saamens enthalten
mag oder nicht, gehört zu ähnlichen Hypotheſen, wie man ſie ſich von der
Beſchwängerung der Animalien macht.
Die Anzahl dieser Staubfäden iſt in den Blumenarten ungleich.
Linnee, der auf dieſe, wie ich bereits angeführt habe, sein Sexualſyſtem grüns
dete, theilt die ſämmtlichen Gewächse in 24 Claſſen, von welchen er 23 für die
mit deutlich in die Augen fallenden Blüthen, die 24ſte aber für die mit uns
kenntlichen Blüthen, als zum Beyſpiel die Moose und Schwämme ſind, annimmt.
Sowohl nach der Anzahl der Staubfäden, als nach der verſchiedenen
Stellung und den sonſtigen Eigenſchaften derselben, suchte er jene 23 Classen
zu unterſcheiden, so wie er denn auch eine jede Verſchiedenheit an den Saamen,
Blättern, Wurzeln, u. s. w. benutzte, um in jeder Claſſe mehrere Abtheilungen
zu beſtimmen, und darnach die Gewächse einzutheilen und zu benennen. Zum
Beyſpiel haben von den Baumarten die Blumen des Lillacs und des liguſters
zwey Staubfäden, die Hülſe und Cornelkirſche hat vier Staubfäden, am
Kreuzdorn ſind ſechs, an der Berberiſſe ebensoviel, an der Roßkaſtanie ſieben,
an der Büche, Pfirſche, Birn und mehrern ſind viele Staubfäden. Wie-
wohl auch dieſe und andere Blumen, z. B. die der Eiche, nicht immer davon.
eine gleiche Anzahl haben; wie in den Beſchreibungen einiger Bäume vorkoms-
men woird.
§. 1.12.