Full text: ... welcher die Forst-Botanik, die Naturkunde der Bäume überhaupt und die Beschreibung der Eiche enthält (Erster Theil)

    
     
   
    
    
    
   
     
   
    
   
    
    
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„men, paarweiſe oder einzeln, und legen ſich über die Narbe herüber; nach 
„„Ausſtäubung der Beutel ziehen ſich die Fäden aber wieder zurück, und 
„„andere, welche noch nicht geſtäubt, nähern ſich. 
„„Ein deutliches Beyſpiel hievon liefert unsere gemeine Raute. Eben 
„„so bewegen ſich wandernde Staubwege zur Zeit der Reife des Saamens 
,„ſtaubes gegen die Staubkolben, welches man an dem gemeinen Schwarz- 
„„kummel (Nigella ſativa) ſehr deutlich bemerkt. 
„„Von wandernden Staubfäden und Staubwegen zugleich liefern das 
,„Malven- Altheen- Alceen- und Lavaterens Geſchlecht Beweiſe. Bey den 
„„nicht wandernden Befruchtungswerkzeugen kann die Bewegung durch feine 
„„Berührung mit Nadeln oder Pinseln hervorgebracht werden. Die faſt in 
„jeden Blüthen ſich aufhaltenden Inſsecten bewirken gewöhnlich diesen Reiz, 
„„und ſind noch dadurch der Befruchtung beförderlich, daß ſie den Saamen- 
„„ſtaub auf die Narben bringen. Beyſpiele von reizbaren Staubbeuteln lie- 
„„fern die Brenneſſel und der Spinat, von reizbaren Staubfäden, der Sauer- 
„„dorn, von reizbaren Narben die Bignonien (Bignonia radicans Catalpa). 
„„Auſserdem findet man auch wandernde Staubfäden mit reizbaren Staub- 
„kolben, wie an dem Spinat, deſſen Fäden zugleich ebenfalls reizbar ſind. 
„„Medicus von der Neigung der Pflanzen sich zu begatten. In den AIs 
,„Vheodoro : Palatinis Yol. Ul. phyſ. 116. J. G. Kölreuters Betrachtuns 
„„zen und Versuche, das Geſchlecht der Pflanzen betreffend. Drey Fort- 
„„ſezungen. Leipzig 176.1 - 66. 8. 
„„So beſtättigen noch eine Menge anderer Erfahrungen diese Abſicht 
„„der männlichen und weiblichen Befruchtungswerkzeuge. In den zuſammens 
„„geſeten Blüthen mit verwachſenen Staubbeuteln, deren mittlere röhrige 
„Blättchen Zwitter, die äußern aber narbenloſe weibliche ſind, bleiben leztere 
„unfruchtbar. HGBey Gewächſen mit vermengten Geſchlechtern kommt die 
„„eine Blüthe den beyden andern gleichſam zu Hülfe. 
„„Die Erzeugung der Pflanzenbaſtarde, welche Herrn Kölreuter zuerſt 
„„Zlüuckte, da er von zwey verschiedenen Arten den Saamenſtaub der einen 
„„auf die Narbe der andern brachte, zeigt endlich noch auffallend die Noths- 
„„wendigkeit des Saamenſtaubes zur Befruchtung, da die aus solcher Be- 
„„gattung erwachſenen Saamen Gewäclſſe liefern, welche theils der Vater - 
„theils der Mutterpflanze ähneln; und auf gleiche Art ſcheinen auch ſehr 
„viele Varietäten zu entſtehen.” 
§. 116. 
  
  
  
  
  
  
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