29
§. 39-
Von der forſtmäßigen Behandlung der Fichten.
Der Forſtbetrieb des Nadelholzes überhaupt und der Fichte insbe-
sondere iſt viel beschränkter, als der des Laubholzes. Dies liegt theils
in der Eigenschaft jener Holzart selbſt, theils aber auch an den Gegen-
den, wo ſie vorzüglich und so zu sagen nur ins Große forſtmäßig ange-
bauet wird. Sie iſt die eigentliche Holzart für unsere Harzgebirge, und
so wie auf diesen nach ihrer mehreren Höhe die Vegetation nach und
nach abnimmt , und auf den felsſichten Gipfeln der höchſten Harzberge mit
einigen Arten trauriger Moose faſt ganz aufzuhören ſcheint; so .iſt dies
auch mit dem Forſtbetriebe in dortiger Gegend derselbe Fall, denn ſchon
auf den fruchtbareren Vorgebirgen dieser majestätischen Bergkette findet
Fein kleinlicher an Gartenbau gränzender, oder nur in kleinen Landforſten
üblicher Forſtbetrieb mehr statt, so viel Gutes ein solcher auch für
manche holzarme Gegenden haben mag. Dort auf jenen Gebirgen muß
schon der eifrigſte Akazienpflänzer oder sonstige forstliche Kleinkrämer ganz
wegbleiben, denn mit aller Mühe würde er selbſt auf den fruchtbareren
Stellen schwerlich mehr, als verkrüppelte Sträuche jenes Modeholzes
einige Jahre lang aufweisen können.
Auf den höheren Bergen, oder eigentlich schon auf der Mittelhöhe
derselben, sind nun mühsame und koſtbare Forſtkulturen nicht vortheilhaft
anwendbar. Alles was dort von dergleichen Forſtarbeiten vorgenommen
wird, muß äußerſt einfach und wohlfeil geschehen können, immer muß
dabei auf den großen Umfang der Forſten, auf die wenigere Fruchtbarkeit
der Gegend und den dort geringeren Werth des Holzes Rücksicht genom-
men werden.
In diesen Gebirgsgegenden, in welchen also ein beschränkter Forſt-
betrieb anwendbar iſt, sind bei weitem die mehrſten Forſtorte mit Fichten
beſtanden, die ohnedem ihrer natürlichen Eigenschaft wegen nur eine
äußerſt einfache Forſtbehandlung erfordern, und dabei auf jenen Höhen,
auf welchen sehr wenige Laubholzarten nur kümmerlich wachsen können,
oft einen reichen Holzertrag liefern.
Ii