III. Bemerkungen zu einigen Fundgruppen.
1. Uber ,,Opferbrandgruben‘
Barnstorf, Kr.Diepholz. Auch auf dem Urnenfriedhof Barnstorí!95) scheinen neben
den Knochenlagern in freier Erde die Rückstánde des Totenmahles und des Opferfeuers in rundlichen
Gruben getrennt vom Leichenbrand beigesetzt zu sein. Im ganzen sind hier 5 solcher Gruben konstatiert
worden. Sie enthielten Kohlen und Aschenreste, Gefäßscherben, Beigaben aus Bronze, Eisen, Silber
und Bein sowie ganz geringe Reste von gebrannten Knochen, „die aber nicht als menschlich zu er-
weisen sind". In zwei Fállen spricht Hah ne direkt die Vermutung aus, daB die Knochen von. Tieren
herstammen. Fast sämtliche Gefàáfscherben zeigten deutliche Spuren einer z. T. recht starken Feuer-
einwirkung. Auch hier sind Bruchstücke von zwei eifórmigen Bechern gefunden worden, in Grube II
ein BarbotinegefäB mit figürlichen Appliken, das nach Behn aus Lezoux stammt und wohl noch
dem 2.Jahrhundert angehôrt, in Grube III ein FuBbecher mit Ornamenten in Kerbschnittmanier -
(3. Jahrhundert). Zu Grube III, die nur 0,4 m von dem Knochenlager I entfernt war, bemerkt
Hahne: ,Der Gedanke liegt nahe, daB beide zusammengehóren, daD vielleicht die eine Grube be-
stimmt war, den sauber zusammengelesenen Leichenbrand, etwa in ein Tuch geschlagen, aufzunehmen,
die andere die sonstigen Reste, die sich auf der Verbrennungsstätte vorfanden. Auffällig ist dabei aller-
dings, daß die kleinen Knochenreste in der Grube, soweit erkennbar, von anderer Beschaffenheit sind
als die Leichenbrandreste; sie scheinen von einem zarteren Individuum herzurühren und stammen nach-
weislich nicht vom Menschen bezw. wahrscheinlich von einem Tier. Man kónnte deshalb daran denken,
daB in der Grube III Reste eines Opfers (Schmauses?) gesammelt sind.“
Wester-Wanna, Kr. Hadeln. In Wester-Wanna , Wo ich ebenfalls mehrere solcher Gru-
ben aufdecken konnte, fanden sich in einer derselben (Morgenstern-Mus. 1912 : 431) zwischen Kohlen-
resten die Scherben einer provinzialrémsichen FuBschiissel mit etwas kegelfórmig erhóhter Mitte 94), die
Dr. Behn'55), dem sie vorgelegen hat, ins 3. Jahrhundert setzt. Der bráunliche Farbenüberzug auch
dieses GefáBes ist durch Feuer zum gróBten Teil geschwárzt, stellenweise auch ganz zerstórt. Calc.
Knochen konnten nur in ganz geringen Resten nachgewiesen werden. Unter den gefundenen Beigaben
sind besonders eine Anzahl Spielsteine hervorzuheben. Bei dieser Orube in Wester-Wanna lief
sich sehr deutlich nachweisen, daB die Kohlen in abgelóschtem Zustande eingeschüttet worden sind.
Die Brandschicht hob sich nàmlich sehr scharf von der leicht lehmigen Grubenwand ab, was übrigens
auch Hahne mehrfach bei der Beschreibung der Barnstorfer Gruben hervorhebt. Hätte das Feuer
längere Zeit an Ort und Stelle gebrannt und auf die Grubenwand eingewirkt, so würde diese, wenn
nicht gerötet, so doch wenigstens bis zu einer gewissen Tiefe geschwärzt gewesen sein, was aber nicht
der Fall war. Außerdem befanden sich mitten in der Kohlenschicht einige nicht verkohlte Holzstücke,
woran die Rinde sogar noch z. T. erhalten ist.
Altenwalde, Kr.Lehe, und Oxstedt, Amt Ritzebiittel Als weitere Beispiele können mei-
nes Erachtens auch wohl 2 von Rautenber g beschriebene Brandgruben von der H oltjer Höhe
bei Altenwalde und von Oxstedt herangezogen werden. In beiden sind zwar zwischen den
Holzkohlen auch cale. Knochen gefunden, ob es sich jedoch um Menschenknochen handelte, ist augen-
scheinlich nicht genauer festgestellt worden, und Angaben über die Menge derselben fehlen ebenfalls.
Im übrigen waren die Verhältnisse sonst ganz ähnlich wie in den angeführten Fällen, nur daß in
Oxstedt die Grube mit Steinen umstellt war. Dieser letztere Fall ist von Prof, Götze aber auch
in Dingen festgestellt worden (unter Nr. 15), wo eine solche von Steinen umstellte Grube außer
Holzkohlen nur Gefäßscherben lieferte und sich dadurch meines Erachtens sehr deutlich als „Opfer-
brandgrube“ dokumentierte.
163) Hahne, Jahrb. d. Prov.-Mus. Hannover 1910/11, S. 37 fg.
164) Vgl. Dragendorff, Bonner Jahrb. 1895, Taf. II, Fig. 31; Willers, Bronzeeimer v. Hemmoor,
1901, S. 199, Fig. 76, Dragendorff, Zeitschr. f. Ethnol., 1906, S. 374, Anm. 4) u. S. 375; Corp. inscr. lat. XIII,
3, 2, 10036. 10.
165) Herr Dr. Behn, Mainz, gestattete freundlichst, seine Mitteilungen über eine Datierung dieses Gefäßes
u. einiger anderer für diese Arbeit zu verwerten, wofür ich ihm auch an dieser Stelle meinen verbindlichsten
Dank aussprechen móchte. ,
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