Die eine betrifft das schon erwähnte Gefäß (Taf.IX,2) aus Grab9. Die Anwendung ge-
musterter Stempel zur Verzierung von Tongefäßen reicht bis in die römische Kaiserzeit und noch
weiter zurück. Bei den Germanen erreicht diese Verzierungsweise aber erst in der Merowingerzeit ihre
Blüte; sie ist nicht auf das fränkische Gebiet beschränkt, sondern findet sich auch bei andern ger-
manischen Stämmen. Während manche Muster überall vorkommen, haben manche Stämme eine Vor-
liebe für gewisse Stempel, so daß man an diesem Moment nicht vorübergehen darf, wenn einmal der
Formenschatz der verschiedenen deutschen Stämme aufgestellt wird.
Der Aufschwung, den der Gebrauch der Töpferstempel in der Merowingerzeit nimmt, steht
augenscheinlich im Zusammenhang mit der reichen Punzverzierung der Metallsachen jener Kultur.
Stimmen doch manche Töpferstempel vollkommen mit den Metallpunzierungen überein, so z.B. das
Rautenmuster auf Taf.IX,2 mit einem gepunzten Muster des Friedhofs von Weimar). Und wenn
man die Zierlichkeit und feine Musterung der merowingischen Stempelverzierungen betrachtet, kann
man nicht im Zweifel sein, daB wie so oft bei den Beziehungen zwischen Tópfer und Toreut der
letztere der gebende Teil ist.
Fundbesdhreibung.
Grab 1.
Urne, 0,50 m tief stehend, darin Brandknochen und die Beigaben (Katalog I1 586). Die groBe
bauchige Urne (Taf. VI, 1) hat einen wenig ausladenden Rand, ist mit der Hand gemacht, dunkelgrau,
unterer Teil rauh, oberer geglättet, auf der Schulter seichte Horizontalturchen, darunter wechselnd
schráge Furchengruppen; Hóhe 23 cm. Die Beigaben (Taf. VI, 2) weisen sämtlich die Spuren großer
Hitzewirkung auf, zuweilen sind Knochenstückchen angetrittet:
1. Fünf erbsengroBe Perlen aus braunrotem Email, wovon eine viermal gekerbt ist.
2. Erbsengroße Perle aus grünem Glas, viermal gekerbt.
3. Erbsengroße Perle aus blauem Glas.
4
. Stark gefrittete und geschmolzene Stücke größerer Perlen aus grünem Glas und braunrotem
und gelbem Email.
5. Kleine Bruchstücke von Glas- und Emailperlen.
Grab 2,
Urne, 0,50 m tief stehend, darin Brandknochen und die Beigaben (Katalog I 1 584). Die kleine
bauchige Urne (Taf. VI, 4) ist aus schmutzigbraunem Ton mit der Hand gemacht, unten roh gelassen,
oben leicht übergláttet, auf der Schulter zwei seichte Horizontalfurchen; Hóhe 15 cm.
Die Beigaben sind im Feuer gewesen:
Geringe Überreste weniger Perlen aus blauem und grünem Glas und braunrotem Email.
Schrág unter der vorigen Urne lagen der Unterteil eines GefáBes mit dem Boden nach oben,
einige zu diesem Gefäße gehórige Randstücke, einige andere Scherben und ein Stück gebrannter Lehm
(Katalog I 1 585). Das GefäB, welches demjenigen aus Grab5 (Taf.VI,3) ähnlich gewesen sein
mag, ist mit der Hand gemacht, dünnwandig und gut gearbeitet, die Überreste sind im Feuer rissig
geworden und haben sich krumm gezogen. Das gebrannte Lehmstück ist nicht mit Vegetabilien durch-
knetet, hat aber eine ebene Fläche mit Abdrücken von Grashalmen oder Ahnlichem.
Bei der Ausgrabung wurden die letztgenannten Scherben zunächst als zerstôrtes Grab angesehen
und als Grab 3 signiert. Da das GefäB aber starker Feuerwirkung ausgesetzt war, kann es nicht als
Knochenbehälter gedient haben, es gehôrt also als Beigabe zu Grab 2.
Grab 4.
Vermutlich aus einem zerstôrten Grabe ein stark oxydiertes Bronzestückchen, ein blauer Glas-
kôrper von einer geschmolzenen Perle und eine aus einer oder mehreren Glas- und Emailperlen zu-
sammengeschmolzene Masse, in der die Farben Schwarz, Weiß, Gelb, Dunkelblau und Hellblau ver-
treten sind (Katalog I 1 583).
1) A. Gótze, Die altthüringischen Funde von Weimar. Berlin, 1912, S. 19, Fig. 14 m.
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