224 Selbststeuerung.
Der Batterie fällt im Kraftwerksbetrieb die Aufgabe der Versorgung aller Stromkreise für
die Steuerung, Überwachung und Meldung zu, ferner die Speisung der Notbeleuchtung. Da die
Leistungen der motorischen Hilfsbetriebe auch in Wasserkraftwerken die Leistungsfähigkeit
wirtschaftlich ausgelegter Gleichstrombatterien überschreiten, werden allgemein die Motor-
antriebe, die eine Dauerbelastung darstellen, für Drehstrom ausgelegt. Nur Motoren, die Not-
reserven antreiben, also vorübergehend eingesetzt werden, müssen an die Gleichstrombatterie
angeschlossen werden.
Der Sicherstellung der Drehstromeigenbedarfsversorgung der Kraftwerke kommt deswegen
gleichfalls eine besondere Bedeutung zu. Um die Unabhängigkeit der Hilfsbetriebe für die
laufende Versorgung der Hauptmaschinengruppen vom Vorhandensein des Drehstroms auf ein
tragbares Maß zu beschränken, ist anzustreben, alle Einrichtungen so auszulegen, daß ein
Betriebsausfall der Drehstromversorgung für die Dauer von 1 bis 1!/; Minuten tragbar ist. Diese
Zeiten sind für das Ingangbringen von Reservestromquellen bei Anwendung neuzeitlicher
Hilfsmittel der Steuertechnik zuverlüssig und ausreichend. Die zu fordernde Sicherstellung
der Speisung der Eigenbedarfsbetriebe mit Drehstrom läBt sich erfahrungsgemäß mit ausreichen-
der Zuverlässigkeit gewährleisten, wenn außer der normalen Versorgung aus dem Eigenbedarfs-
transformator! des Kraftwerkes oder einer Fremdspeisung aus dem Nachbarkraftnetz über eine
besondere Freileitung noch ein Eigenbedarfsmaschinensatz vorhanden ist. Um den Schnell-
einsatz dieser Notstromversorgung sicherzustellen, empfiehlt sich die vollselbsttátige Steuerung
dieser Gruppe mit Einsatz abhángig vom Spannungszusammenbruch in der Normalversorgung.
Erfahrungsgemäß ist hierdurch die Möglichkeit gegeben, etwa innerhalb 1/, Minute die Weiter-
versorgung im Falle des Aussetzens der normalen Belieferung sicherzustellen.
In Einzelfillen sind in Wasserkraftwerken als Notstrommaschinengruppen auch vollselbst-
tätige Diesel-Aggregate zur Aufstellung gekommen. Dabei kann innerhalb von höchstens
10 Sekunden mit der zuverlässigen Inbetriebnahme der Ersatzstromversorgung und der Weiter-
speisung des Eigenbedarfes gerechnet werden. Bei dieser Lösung ist die größte Unabhängigkeit
der Eigenstromversorgung gewährleistet, da eine von den hydraulischen Bedingungen unabhängige
Antriebsmaschine Verwendung findet.
Wo zwei voneinander unabhängige Drehstromquellen in einem Kraftwerk zugänglich sind,
die dauernd unter Spannung stehen, kann auch durch selbsttätige Umschaltung bei Aussetzen
der einen Versorgung auf die andere praktisch ohne Zeitverzug übergegangen werden.
H. Die Steuerstromkreise.
Ein- oder zweipoliges Schalten. Die weitaus meisten Anlagen für eine selbstgesteuerte
Betriebsführung sind für einpoliges Schalten der Steuerstromkreise ausgelegt; in wenigen
Fällen ist die zweipolige Betätigung in Anwendung. Eine Überlegenheit der einen gegen
die andere Methode war auch in langjähriger Betriebszeit nicht zu erkennen, selbst
nicht in Anlagen, in denen die beiden Verfahren nebeneinander benützt sind. Da zudem
die zweipolige Betätigung durch die dabei unvermeidliche Häufung der Kontakte in den
Steuerstromkreisen in ihrer Übersichtlichkeit ungünstig beeinträchtigt wird, ist der Anwen-
dung der einpoligen Betätigung der Vorzug zu geben. Wichtig ist bei der Wahl der einpoligen
Steuerung die richtige Einfügung der Kontakte auf der positiven Polseite der Spule des zu schal-
tenden Relais, wodurch Fehlermöglichkeiten, etwa durch Erdschluß auf der negativen Polseite
der Steuerbatterie, ausgeschaltet werden. In jeder Anlage empfiehlt es sich, den Isolations-
zustand der Steuerbatterie selbsttätig durch Relais zu überwachen und damit sicher auch Erd-
schlüsse zu erfassen, die nur ganz vorübergehend bei Bestehen einer bestimmten Schaltung oder
Schließen eines bestimmten Stromkreises wirksam werden.
Aufbau der Stromkreise in Arbeits- oder Ruhestromschaltung. Da bei Anwendung von Ruhe-
stromschaltungen, insofern mit einem passiven Wirksamwerden eines Steuervorganges gerechnet
werden muß, also bei Wegbleiben der Spannung ein Ansprechen erfolgen kann, wird im all-
gemeinen in der Selbststeuertechnik die Arbeitsstrombetätigung vorgezogen. In dem einzigen
! Für den gleichfalls eine volle Reserve durch einen Ersatztransformator vorzusehen ist.