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cylindrische Felsaushöhlungen im grossen Massstabe, wie sie z. B. die Salzach
bei Golling gebildet hat. —
In lockerem Schutt, welcher eingestreute grössere Felsblöcke enthält,
bilden sich durch erodirende Wirkung des Regens die ,,Erdpyra-
miden“, Die grösseren Steine wirken wie ein Schirm als Schutz für
ihre Unterlage, bei der raschen Zerstörung des losen Materiales, welches
eines solchen Schutzes entbehrt, bilden sich daher Säulen und Pyramiden,
welche zumeist noch an ihrer Spitze den schützenden Steinblock tragen.
Berühmt ist das Vorkommen der Erdpyramiden in der Nähe von Bozen in
Südtirol. Der rothe, zumeist aus Porphyr bestehende und einzelne grössere Blöcke
enthaltende Glacialschutt wurde durch die Erosion in den Schluchten der Zuflüsse
des Eisack, des Katzenbaches und des Finsterbaches bei Klobenstein in tausende
von Pyramiden zeilegt.. Auch die Erdpyramiden am Logudarsibach bei Kioto im
Himalaia (Spiti) verdienen hier genannt zu werden. —
Einwirkung der klimatischen Verhältnisse auf die
Thalbildung.
Ueberaus wichtig für die Erosion sind die klimatischen Verhält-
nisse, Dies erhellt schon daraus, dass ohne Begünstigung durch diese
Verhältnisse die Erosion überhaupt gar nicht, oder nur in untergeordneter
Weise zur Geltung kommen kann. Regenlose Gebiete werden zu Wüsten,
in welchen nicht das Wasser, sondern die bewegte Luft das wichtigste
geologische Agens bildet. Das Mass der Erosion wird durch die Menge
und Art der Niederschläge bestimmt. Da diese häufig in benachbarten
Gebieten verschieden sind, darf es uns nicht wundern, wenn dem ent-
sprechend auch die Erosion dieser Gebiete verschiedene Verhältnisse zeigt.
„Nichts vermag die Wirkung der Erosion so drastisch zu veran-
schaulichen — sagt Löwl — wie der Gegensatz zwischen den Relief-
formen benachbarter und ganz gleichartig gebauter Regionen, von denen
die eine viel Wasserdampf condensirt, während die andere ausgiebiger
Niederschläge entbehrt. Eine solche Regenvertheilung tritt bekanntlich
überall ein, wo ansehnliche Gebirgsketten feuchten Luftstromungen im
Wege stehen. Die Wetterseite erfreut sich reichlicher Niederschläge,
die dem Winde abgewandte, die Leeseite hingegen, leidet nicht selten
unter der entsetzlichsten Trockenheit und kann sogar, wie der-wüste
Peruanische Küstenstrich, verdammt sein, im Angesichte des Weltmeeres
zu verschmachten.*'
„Je höher und geschlossener die Gebirge sind, desto erheblicher wird die
Differenz, welche sie in der Vertheilung des Regens bewirken, desto schärfer daher
auch der orologische Gegensatz zwischen ihren beiden Abdachungen. Der riesige
7^ ok
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