b. Zwangläufige Einlaßventilsteuerungen mit veränderlicher
Füllung.
S 104. Einteilung, Anwendung, Vor- und Nachteile. Die für Ein-
zylinder- und die Hochdruckseite der Mehrzylindermaschinen allgemein
erforderliche Einwirkung des Regulators auf den DampleinlaB láBt sich
bei den zwangláufigen Ventilsteuerungen auf doppelte Weise ermóg-
lichen. Demgemá unterscheidet man zwei Hauptarten dieser Steuerungen,
nämlich:
1. Zwangläufige Ventilsteuerungen mit festem Exzenter und durch
den Regulator verstellbaren übertragenden Triebwerksteilen und
2. solche mit verstellbarem Exzenter und Flachregler.
An jenen ändert der Regulator bei einer Füllungszu- oder -abnahme die
gegenseitige Lage derjenigen Teile, welche die Bewegung des auf der
Steuerwelle fest gekeilten Exzenters an das Ventil übertragen. Bei diesen
verschiebt oder verdreht er wie an den entsprechenden Einschieber-
steuerungen ($ 75) das steuernde Exzenter. Der Antrieb durch unrunde
Scheiben kommt bei den zwangläufigen Steuerungen mit veränderlicher
Füllung nur wenig zur Verwendung und soll deshalb hier nicht berück-
sichtigt werden.
Der Umstand, daß bei den vorliegenden Steuerungen die Ventile
mit der durch die Verhältnisse des Antriebmechanismus genau vorge-
schriebenen Geschwindigkeit niederbewegt und aufgesetzt werden, wurde
früher vielfach als ein Vorteil dieser Steuerungen gegenüber den aus-
klinkenden angesehen, und man leitete aus ihm nicht nur eine größere
Schonung und ein besseres Dichthalten der Sitzflächen, sondern auch die
Berechtigung her, die zwangläufigen Steuerungen mit höheren Umdrehungs-
zahlen als die auslösenden laufen zu lassen. Der Vorteil ist aber hin-
fällig geworden, seitdem, wie zahlreiche Ausführungen beweisen, die
Ventile der Ausklinksteuerungen bei sorgfältiger Herstellung und Wartung,
sowie zweckmäßiger Ausbildung der Puffer und Katarakte anstandslos
mit ebenso hoher Tourenzahl wie die der zwangläufigen arbeiten. Beide
Steuerungsarten können deshalb hinsichtlich der zulässigen Umdrehungs-
zahl als gleichberechtigt gelten. Dieselbe übersteigt für gewöhnlich 750
in der Minute nicht. Eine Ausnahme hiervon machen nur die mit Schwing-
daumen und verstellbarem Exzenter ausgestatteten zwangläufigen Steu-
erungen, die wie die Lentzsteuerung mit bedeutend höheren Umdrehungs-
zahlen laufen können.
Zu den noch bestehenden Vorteilen der zwangläufigen Steuerungen
gegenüber den ausklinkenden sind die weniger erforderliche Sorgfalt in
der Wartung, die geringere Empfindlichkeit, sowie der gleichmäßigere
Leerlauf zu rechnen. Der letzte Umstand kommt namentlich beim Parallel-
schalten von Dynamomaschinen in Betracht.
Nachteilig sind den älteren zwangläufigen Ventilsteuerungen die bei
großen Füllungen unnötig hohen Ventilhübe, ein Übelstand, der besonders