A. Allgemeines. 
Vor allem ‚anderen muß vom Zimmermann die gründliche Kenntnis des 
Materials, welches er verarbeitet, gefordert werden: er muß dessen Eigenschaften, 
namentlich seine Tragkraft und Widerstandsfähigkeit gegen Witterungseinflüsse, 
bei seinen Ausführungen in Betracht ziehen. Er hat über ebenso Obacht zu 
geben, daf kein fehlerhaftes oder gar verdorbenes Material zur Verwendung gelangt, 
und es ist deswegen nötig, daB er in der Lage ist, die Fehler und Krankheiten 
des Holzes auf den. ersten Bli-k zu erkennen. Auch muf er die Schutzmittel 
kennen, welche geeignet sind, einer frühzeitigen Zerstórüng seiner Ausführungen 
entgegenzuwirken und soll mit deren sachgemäßer Anwendung vertraut sein, 
Seine Arbeiten umfassen alle Verbindungen und Zusammenfügungen von Hölzern, 
die für das konstruktive Gerippe eines Bauwerkes erforderlich sind, doch ist die 
hiermit den Arbeiten des Tischlers gezogene Grenze umso ungewisser, als auch 
der Örtsgebrauch einen Einfluß auf die Tätigkeit beider Handwerker ausübt. So 
werden in einigen Gegenden manche Arbeiten err den inneren Ausbau der Bauwerke 
— Türen, Fenster, Treppen, Fußböden, Wand- und Deckenvertàfelungen usw. — 
durch den Zimmermann ausgeführt, welche in anderen Gegenden dem Bautischler 
zufallen. Da die Arbeiten des inneren Ausbaues bereits in einem besonderen Bande 
dieses Handbuches Raum gefunden haben, so müssen diese hier ausscheiden, so daß 
nur die für das Gerippe eines Bauwerkes "erforderlichen Holzkonstruktionen näherer 
Besprechung zu unterziehen sind. 
Seine Tätigkeit übt der Zimmermann auf dem Zimmer- oder Werkplatz, 
auf der Baustelle und in der Werkstätte aus. 
Der Zimmerplatz muß eine möglichst große und ebene Fläche bilden 
Auf ihm werden die Zulagen der Balkenlagen, W ände und Dächer vorgelegt und 
zugerichtet, außerdem dient er zur Lagerung von Zimmerholz, häufig auch von 
Bohlen- und Brettware. Seine Lage muß eine solche sein, daß ihn eine gut 
befestigte Zufahrt mit einer öffentlichen Fahrstrabe verbindet. Die Zufahrt muß 
so breit sein, daß die Zu- und Abfuhr von Langholz leicht und sicher bewirkt 
werden kann. Meist liegt der Zimmerplatz so, daß er von den Werkstätten, den 
Lager- und Ger: äteschuppen, dem Geschäftszimmer und dem Wohngebäude des Ge- 
schäfisinhabers begrenzt wird und übersehen werden kann. 
Die Tätigkeit des Zimmermanns auf der Baustelle erstreckt ich auf das 
Verlegen, Aufstellen und Verbinden der auf dem Zimmerplatze vorgerichteten Hölzer, 
sowie auf das Zuschneiden und Befestigen der Bretterungen (Deeken- und Dach- 
schalungen, Einschubdecken), gegebenenfalls auch auf das Aufstellen der in der 
Werkstatt gefertigten Treppen. Zuweilen wird bei weit vom Zimmerplatze entlegenen 
Baustellen "das Zulegen und Zuriehten. der Holzkonstruktionen unmittelbar auf. oder 
neben der Baustelle. ausgeführt. Es werden dann ‚die erforderlichen Hölzer nicht 
@st auf den Zimmerplatz, sondern unmittelbar von ihrem Bezugsorte nach der 
Jaustelle geschafft, um ‚die Transportkosten der zugerichteten Hölzer vom Zimmer- 
platze zur Baustelle zu sparen. Dieser Fall kommt in holzreichen Gegenden, wo 
Bauwerke in der Nähe von Holz-Schneidemühlen auszuführen sind, ziemlich häufig 
Opderbecke, Zimmermann. 1