Full text: Die Wohnungs-Baukunde (5. Band)

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Die Billigkeit des Hauses hiingt von verschiedenen Bedingungen ab. Zunächst 
wird dieselbe durch den Bodenwert bestimmt. Derselbe wird also in Frage 
kommen, wenn es sich bei Errichtung von billigen Wohnungen darum handelt, 
ob man „Einfamilienhäuser“ oder lieber solche für mehrere Familien 
errichtet. 
Der billigste Grundriss ist der, der ein geschlossenes Rechteck oder 
Quadrat ohne Vor- und Rücksprünge bildet. Er ergibt auch das billigste Dach. 
Je lebhafter der Grundriss- gruppiert ist, um so mehr Aussenwand erhält das 
Gebäude und wird um so teurer. 
Die Dachausbildung mit vielen Graten und Kehlen trägt dann ebenfalls zur 
Vermehrung der Baukosten wesentlich bei. 
Ebenso wird eine mehr oder weniger vollständige Unterkellerung die Bau- 
kosten beeinflussen. Das aufgewendete Material und der innere Ausbau sind 
dann selbstverstándlieh vón Bedeutung, um so mehr, wenn sie von vornherein 
bedeutende Reparaturen und Unterhaltungskosten in Aussicht stellen, z. B. Fach- 
werk, Holzarehitektur, Metalldeekungen, Anhäufung von Kehlen im Dach u. s. w. 
Der Grundriss. Für das einfachste Arbeiterhaus wie für die herrschaftliche 
Villa gilt als Grundsatz, dass die Wohnlichkeit der Räume durch ihre Anord- 
nung bestimmt wird. Raumversehwendung ist zu vermeiden, im Gegenteil macht 
die ,gedrängte Raumeinteilung“ bei äusserster und geschickter Ausnutzung des 
Platzes den besten Eindruck; bequemste Zugänglichkeit und Verbindung der 
einzelnen Räume, geschickte Verteilung der Thür- und Fensteröffnungen sind 
vor allen Dingen notwendig. 
Die Anordnung der Räume selber wird an Beispielen aus der Praxis weiter 
unten erläutert werden. Immer aber habe man das Wort Goethes aus Iphigenie 
vor Augen: „Der ist am glücklichsten, — er sei ein König oder ein Geringer — 
dem in seinem Hause Wohl bereitet ist“. 
Die Ausbildung der Fassade. Allgemein gültige Regeln sind hier schwer auf- 
zustellen, doch wollen wir auf folgendes hinweisen: : 
Alle Prunkarchitekturen, wenn sie nicht der Aufwendung von reichen Mitteln 
entsprechen, sind verwerflich. Trotzdem muss die Eigenart des freistehenden 
Hauses, sei es nun mehr Land- oder Stadthaus, gewahrt werden. Am 
meisten Wert ist auf die malerische Gesamterscheinung zu legen, die besonders 
beim Landhause durch einfache Mittel und die Zusammenwirkung mit dem Grün 
der Umgebung erreicht werden sollte. Die Fassade kann in ihrer Anspruchs- 
losigkeit an das grössere Bauernhaus erinnern. Die ganze Haltung des Baues 
und ebenso das verwendete Material sollen eine feine Zurückhaltung erkennen 
lassen. Jedenfalls soll das verwendete Material an seiner Stelle vollständig zur 
Geltung gebracht werden. Sklavische Achsenanordnung und langweilige Sym- 
metrie sind hier zu vermeiden. 
Möglichste Einfachheit der aufgewendeten Mittel, wobei 
sogar die Farbe die Formen ersetzen kann, kennzeichnet das moderne Kin- 
familienhaus. Alles muss sich der Zweckmässigkeit unterordnen, die aus 
der Behaglichkeit und Bequemlichkeit der Räume hervorgeht. 
Viel Verbreitung findet in der Fassadengestaltung der englisch- ameri- 
kanische Stil. Er ist der Stil des Einfamilienhauses, da er auf die Kigenart 
des einzelnen Bauherrn am meisten Rücksicht nimmt. Er lässt sich aber recht 
    
—— 
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