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Die Billigkeit des Hauses hiingt von verschiedenen Bedingungen ab. Zunächst
wird dieselbe durch den Bodenwert bestimmt. Derselbe wird also in Frage
kommen, wenn es sich bei Errichtung von billigen Wohnungen darum handelt,
ob man „Einfamilienhäuser“ oder lieber solche für mehrere Familien
errichtet.
Der billigste Grundriss ist der, der ein geschlossenes Rechteck oder
Quadrat ohne Vor- und Rücksprünge bildet. Er ergibt auch das billigste Dach.
Je lebhafter der Grundriss- gruppiert ist, um so mehr Aussenwand erhält das
Gebäude und wird um so teurer.
Die Dachausbildung mit vielen Graten und Kehlen trägt dann ebenfalls zur
Vermehrung der Baukosten wesentlich bei.
Ebenso wird eine mehr oder weniger vollständige Unterkellerung die Bau-
kosten beeinflussen. Das aufgewendete Material und der innere Ausbau sind
dann selbstverstándlieh vón Bedeutung, um so mehr, wenn sie von vornherein
bedeutende Reparaturen und Unterhaltungskosten in Aussicht stellen, z. B. Fach-
werk, Holzarehitektur, Metalldeekungen, Anhäufung von Kehlen im Dach u. s. w.
Der Grundriss. Für das einfachste Arbeiterhaus wie für die herrschaftliche
Villa gilt als Grundsatz, dass die Wohnlichkeit der Räume durch ihre Anord-
nung bestimmt wird. Raumversehwendung ist zu vermeiden, im Gegenteil macht
die ,gedrängte Raumeinteilung“ bei äusserster und geschickter Ausnutzung des
Platzes den besten Eindruck; bequemste Zugänglichkeit und Verbindung der
einzelnen Räume, geschickte Verteilung der Thür- und Fensteröffnungen sind
vor allen Dingen notwendig.
Die Anordnung der Räume selber wird an Beispielen aus der Praxis weiter
unten erläutert werden. Immer aber habe man das Wort Goethes aus Iphigenie
vor Augen: „Der ist am glücklichsten, — er sei ein König oder ein Geringer —
dem in seinem Hause Wohl bereitet ist“.
Die Ausbildung der Fassade. Allgemein gültige Regeln sind hier schwer auf-
zustellen, doch wollen wir auf folgendes hinweisen: :
Alle Prunkarchitekturen, wenn sie nicht der Aufwendung von reichen Mitteln
entsprechen, sind verwerflich. Trotzdem muss die Eigenart des freistehenden
Hauses, sei es nun mehr Land- oder Stadthaus, gewahrt werden. Am
meisten Wert ist auf die malerische Gesamterscheinung zu legen, die besonders
beim Landhause durch einfache Mittel und die Zusammenwirkung mit dem Grün
der Umgebung erreicht werden sollte. Die Fassade kann in ihrer Anspruchs-
losigkeit an das grössere Bauernhaus erinnern. Die ganze Haltung des Baues
und ebenso das verwendete Material sollen eine feine Zurückhaltung erkennen
lassen. Jedenfalls soll das verwendete Material an seiner Stelle vollständig zur
Geltung gebracht werden. Sklavische Achsenanordnung und langweilige Sym-
metrie sind hier zu vermeiden.
Möglichste Einfachheit der aufgewendeten Mittel, wobei
sogar die Farbe die Formen ersetzen kann, kennzeichnet das moderne Kin-
familienhaus. Alles muss sich der Zweckmässigkeit unterordnen, die aus
der Behaglichkeit und Bequemlichkeit der Räume hervorgeht.
Viel Verbreitung findet in der Fassadengestaltung der englisch- ameri-
kanische Stil. Er ist der Stil des Einfamilienhauses, da er auf die Kigenart
des einzelnen Bauherrn am meisten Rücksicht nimmt. Er lässt sich aber recht
——
NF
B
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