Mechanische Rostbeschickung. 121
Über die Verbreitung derselben ist nichts bekannt geworden. Sie stehen bezüglich
der Einfachheit der Anordnung alle mehr oder weniger hinter der Beschickungsvorrich-
tung von Schultz zurück. Wie diese erfordern sie eine sehr hohe Rostbedeckung und leiden
deshalb an starkem Roststabverbrauch. Eine gleichmäfsige Brennstoffverteilung ist bei den
meisten in keiner Weise gesichert, besonders da infolge der fast durchweg gebrüuchlichen
Zufuhr des Brennstoffes in der Mitte des Rostes dort weniger Luft zuzustrómen vermag,
weshalb der Abbrand hauptsächlich auf den üufseren Teilen des Rostes stattfindet.
Neben dem, was bereits bei Besprechung der einzelnen Vorrichtungen erörtert
worden ist, gilt für alle Feuerungen mit mechanischer Rostbeschickung auch heute noch
das von C. Bach anlüfslich der im Jahre 1881 stattgehabten Londoner Ausstellung von
Apparaten und Einrichtungen zur Vermeidung des Rauches gefállte Urteil):
,Dafs mehrere der Apparate den Zweck der Rauchvermeidung in befriedigender
Weise erfüllen, darf nicht in Zweifel gezogen werden; ebenso ist auszusprechen, dafs die
Detailkonstruktionen zum Teil nicht blofs sinnreich sind, sondern auch die mögliche Ein-
fachheit im Laufe der Zeit erlangt haben. Es darf nämlich nicht aufser Acht gelassen
werden, dafs alle die angeführten Einrichtungen alte, in mehr oder minder neuem Ge-
wande auftretende Bekannte sind. Dagegen steht ihrer allgemeinen Verbreitung im Wege:
1. der verhältnismäfsig hohe Preis, sofern es sich nicht um grofse Anlagen handelt;
2. der Umstand, dafs ihre Funktionierung mechanische Arbeit, d. h. Pferdekräfte
fordert, die überall da, wo die zu ihrer Erzeugung nötigen Kohlen teuer sind, und wo
man an und für sich zur möglichsten Sparsamkeit veranlafst ist, nicht ohne Weiteres
geopfert werden können. Auch dieser Punkt fällt um so mehr in die Wagschale, je
kleiner die einzelnen Kessel sind;
3. der Umstand (und wohl der Hauptgrund), dafs trotz möglichster Einfachheit die
Einrichtung immer noch ein komplicierter und den nachteiligen Einflüssen der Hitze und
des Staubes ausgesetzter Mechanismus ist, der hier und da seine Dienste versagt und Re-
paraturen fordert. Die Betriebssicherheit wird immer etwas zu wünschen übrig lassen.
Schon die Thatsache, dafs man sich unter Verfolgung richtiger Principien seit Jahrzehnten
ziemlich vergeblich abgemüht hat, dem Rauche auf diesem Wege allgemein — wenigstens
insoweit Dampfkesselfeuerungen in Frage stehen —- beizukommen, lüíst auf die Bedeutung
dieses Gesichtspunktes schliefsen."
Die verháltnismáüísig gröfsere Verbreitung solcher Vorrichtungen in England und
Nordamerika dürfte neben dem dortigen geringeren Kohlenpreis auch dem Umstand
zuzuschreiben sein, dafs daselbst infolge der höheren Arbeitslöhne die Ersparnisse an Be-
dienung und Wartung, die bei grofsen Anlagen beträchtlich sein können, mehr ins Gewicht
fallen als bei uns.
Besonders zu erwähnen ist endlich noch, dafs zwar durch die Verwendung solcher
Einrichtungen die Bedienung erheblich erleichtert wird, dafs aber die Abhängigkeit vom
Heizer dennoch ganz beträchtlich ist, da man bei eintretenden Störungen an den Vor-
richtungen vollständig auf dessen Verständnis angewiesen ist, und da durch unrichtige
Behandlung der Apparate die Betriebssicherheit nicht unwesentlich gefährdet wird.
!) Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure 1882, S. 88.
Haier, Dampfkessel-Feuerungen.