Kohlenstaubfeuerung. 123
schwankungen erleidet. Auch die durch die Ausmauerung eintretende Verminderung an
wirksamer Heizflüche ist nur von geringer Bedeutung.
Bei den meisten anderen Kesselsystemen findet dagegen die Erstellung eines derartigen
genügend dauerhaften Würmespeichers (Verbrennungskammer) erhebliche Schwierigkeiten,
so dafs sich schon aus diesem Grunde die Anwendung der Kohlenstaubfeuerungen haupt-
süáchlich auf die Flammrohrkessel beschránken dürfte.
Die Erfüllung der Bedingung 2 ist im wesentlichen abhängig von der Konstruktion
der Vorrichtung, welche das Kohlenstaubluftgemisch herstellt und dem Feuerraum zuführt.
Es ist hierbei insbesondere dem Umstand Rechnung zu tragen, dafs der Kohlenstaub,
namentlich der Braunkohlenstaub, sehr leicht Feuchtigkeit aufnimmt, sich zusammenballt
und in diesem Zustand Verstopfungen herbeiführen kann. Der Apparat muls daher so
eingerichtet sein, dafs er nótigenfalls eine Auflockerung zu bewirken vermag.
Die Bedingung 3 ist nur durch Verwendung eines genügend feinen und genügend
gleichmáüísigen Staubes zu erfüllen, und es hat sich gezeigt, dafs in erster Linie die
Kosten der Herstellung eines solchen es sind, welche die Anwendung der Kohlenstaub-
feuerung beschränken.
Die verbreitetsten bisher in Verwendung gekommenen Einrichtungen zur Erzeugung
und Zuführung des Kohlenstaubluftgemisches sind:
Die Vorrichtung von Carl Wegener, Berlin, Fig. 65—68. Die Verbrennungsluft wird
vom Schornstein durch die ringfôrmige Offnung am Fulse des Rohres Z eingesaugt und
versetzt beim Durchstrômen dieses Rohres ein in dessen senkrechten Teil eingebautes
Windrad w in Umdrehung. Die senkrechte Welle dieses Windrades trägt auf ihrem oberen
Ende eine Scheibe a, Fig. 67 und 68 mit 2 Mitnehmerstiften b, welche auf einen Doppel-
hebel c einwirken; dieser umgreift mit seinem gabelförmigen Ende einen am Rahmen des
Siebes s befestigten Stift d und wird durch eine Feder, deren Spannung von aulsen
geregelt werden kann, gegen einen Anschlag e gezogen, welcher entweder fest ist, oder
gleichfalls von aufsen verstellt werden kann. So oft nun einer der Mitnehmerstifte an
dem Doppelhebel vorbeigeht, wird dieser und das Sieb gedreht, durch die gespannte
Feder jedoch sofort wieder in die Ruhelage zurückgeschnellt. Je nach der Spannung der
Feder wird die Wucht des Rückschlages und damit die Menge des durch das Sieb fallen-
den Staubes verschieden sein. Um zu verhindern, dafs feuchter zusammengeballter Kohlen-
staub auf dem Sieb sich festsetzt und mitschwingt, sind über demselben feststehende
Rippen in den Behälter eingebaut.
Der über dem Sieb befindliche Kohlentrichter ist in der Regel um eine seitwärts
stehende Säule drehbar; ein Schieber schliefst ihn nach unten ab. Mit der Beschickungs-
vorrichtung ist er durch eine Muffe verbunden. Wird diese gelöst und der Trichter weg-
gedreht, so wird das Sieb zugänglich.
Auf der Welle des Windrades befindet sich ein Doppelkegel k, welcher den durch
das Sieb fallenden Staub seitwärts ablenkt, so dafs er möglichst verteilt in den Luftstrom
eingestreut wird. Die Luftmenge wird durch Heben oder Senken eines Rohrschiebers
geregelt, welcher das untere Ende des Rohres Z umschhefst. Die beiden seitlich an-
geordneten, in das Rohr Z unmittelbar vor dem Feuerraum einmündenden Rohre r, welche
durch Schieber absperrbar sind, ermóglichen es, je nach Bedarf noch weitere Luft einzu-
führen.
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