Vorwort
Die in dem vorliegenden Bande behandelten Eisenkonstruktionen schliessen
sich enge den Vorträgen an, die ich als Lehrer für Statik und Eisenkonstruk-
tionen während mehrerer Jahre an der Königlichen Baugewerkschule zu Buxte-
hude gehalten habe.
Es wird heute, wo Handel, Industrie und Gewerbe so weitgehende Anfor-
derungen hinsichtlich der Herstellung grosser, dauerhafter und feuersicherer Räume
an die Bautechniker stellen, von jedem im Baufache konstruktiv thätigen Techniker
verlangt, dass er auch mit den Elementen des Eisenhochbaues vertraut ist.
Bei den Holz- und Steinkonstruktionen stehen dem Bautechniker die Er-
fahrungen vieler Jahrhunderte zur Seite, die in einer Reihe feststehender Regeln
ihren Ausdruck gefunden haben. Anders ist dies bei den Eisenkonstruktionen,
die erst in den letzten Dezennien eine so hervorragende Bedeutung in der Bau-
praxis erlangt haben. Die gesammelten Erfahrungen sind nicht so zahlreich,
dass man allgemein zutreffende Bauregelu ableiten könnte. Bei den Eisenkon-
struktionen ist stets der Einzelfall entscheidend für die zweckmässige Anordnung
der Konstruktionsteile. Dazu kommt, dass das Eisen ein im Vergleich zu Stein
und Holz kostspieliges Baumaterial ist, so dass es eine für den Konstrukteur
wichtige Aufgabe ist, mit dem geringsten Materialaufwande die grösstmögliche
Festigkeit zu erzielen.
Der Eisenkonstrukteur ist daher in erster Linie Statiker, der im engsten
Anschluss an seine statischen Untersuchungen seine Konstruktionen entwirft. Aus
diesem Grunde habe ich in dem vorliegenden Bande die Eisenkonstruktionen
stets vom statischen Gesichtspunkte aus beurteilt, erst dem Statiker das Wort
erteilt und daran die Besprechung der Konstruktionen selbst geknüpft, wobei mir
die vielseitigen Erfahrungen, die ich während einer langen Reihe von Jahren vor
und während meiner Lehrthätigkeit als Ingenieur in der Baupraxis sowohl wie
auf den Eisenkonstruktionswerkstütten gesammelt habe, trefflich zu statten
gekommen sind.
Ich habe mich bemüht, die notwendigen Ableitungen so elementar wie móg-
lich zu halten, so dass das Buch von dem Schüler der Baugewerkschule mit
Erfolg studiert werden dürfte, umsomehr, als die entwickelten Gleichungen stets
durch rechnerische Beispiele erlàutert sind.