Full text: Die Baustillehre (12. Band)

   
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II. Die Monumentalbauten der romanischen Baukunst. 
(X. bis XIII. Jahrhundert.) 
A. Allgemeine baukiinstlerische Entwickelung. 
_ Während der im vorigen Abschnitte vorgeführten Periode der Entwickelung 
des sogen. altchristlichen Baustiles waren die verheerenden Stürme der gewaltigen 
Völkerwanderungen über das gesamte weströmische Reich dahingebraust. Das 
Land vor sich aufrollend durchzogen germanische Völkermassen plündernd und 
sengend die italische Halbinsel, ohne Verständnis den Schöpfungen antiker Kultur 
gegenüber das vorhandene vernichtend, aber als teilweise bereits bekehrte Christen 
den Kirchen wenigstens keine unmittelbare Gefahr bringend. Vergeblich hatte der 
kunstbegeisterte König Theoderich der Grosse (487 bis 520) von Ravenna aus 
während seiner 33jährigen kräftigen und weisen Regierung ostgotische Urkraft 
mit altrömischer Kultur zu vereinigen versucht; sein Reich zerfiel und mit ihm sank 
im tückischen Kampfe mit Byzanz sein Volk in den Staub. Neue Stämme 
über die Alpen nach Italien hinein und setzten sich 
fest. Aber selbst der Zeitraum von 200 Jahren, den dies neu gegründete Lango- 
bardenreich bestand, war nicht imstande, fruchtbringende Neukultur mit ger- 
manischer Kraft hervorzuzaubern; die Zeugen der langobardischen Kunsttätigkeit, 
insbesondere ihre Kirchenbauten, stehen weit hinter den Erzeugnissen der vorher- 
gegangenen altchristlichen Bauweise zurück. Noch einmal versuchte dann Karl 
der Grosse als mächtigster germanischer Fürst die sämtlichen christlichen Reiche 
des Abendlandes unter einem einzigen Szepter zu vereinigen und der antiken 
Kultur zu neuer Blüte zu verhelfen. Die wenigen Zeugen dieser wiederbelebten 
altchristlichen Baukunst, deren hervorragendstes Monument das Oktogon am 
strômten 
im früheren Gotenreiche 
Münster zu Aachen ist, geben aber den Beweis, dass gewaltsam ein Fortschreiten 
halb barbarischer Vôlker auf künstlerischem Gebiete nicht zu erreichen ist; sie 
müssen sich vielmehr langsam, nicht in eine fremde, vergangene, wie Karl es 
wollte, sondern in eine selbst errungene Kultur hineinleben, der sie dann auch 
den Stempel ihres eigenen Geistes zu geben vermögen. Das Reich Karls löste 
sich zwar in unheilvollen inneren Kämpfen bald wieder auf, aber es umfasste 
dennoch all die in der Weltgeschichte jetzt als Neulinge auftretenden Völker ein 
festes gemeinsames Band, das war als allgemeiner Kulturträger die christ- 
liche römische Kirche, deren Lehren durch zahlreiche Sendboten überall 
nördlich der Alpen verbreitet waren. 
Rom, die ewige Stadt, wurde nun wieder der beherrschende Mittelpunkt 
der christlichen Kirche und. erhob sich allmählich aus den Trümmern der antiken 
Kultur zu neuem Glanze. Es erblühte mit der Zeit wieder bei reger baulicher 
Tätigkeit eine neue künstlerische Behandlung der Werksteinformen, die ihr 
eigenartigstes Geprüge im christlichen Kirchenbau des Nordens gewann. Die 
christlichen Völker auf germanischem Boden sind es Jetzt ganz besonders, die 
aus einer Mischung von altchristlichen mit germanischen und orientalischen Ueber- 
lieferungen eine neue, deutlich gekennzeichnete Monumentalarchitektur erschaffen, 
deren Formengebung ebenso originell als reizvoll sich erweist, indem sie sich 
   
  
   
   
  
  
   
   
    
     
   
    
   
    
    
  
    
     
     
   
    
   
   
    
   
  
    
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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