Full text: Die Baustillehre (12. Band)

   
  
  
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zwischen kräftigen Steinrippen bilden den Kern der Konstruktion. Die aus- 
füllenden und nur mehr Raum abschliessenden Kappen dazwischen konnten dafür 
verhültnismássig dünn ausgeführt werden. Starke Strebepfeiler in den Ecken 
zwischen den Kapellen und schwächere für die Mittelrippen der Gewölbe wirken 
dem. Drucke der sieben fünfteiligen Kreuzgewölbe des Kapellenkranzes entgegen 
(Fig. 260); Strebebögen, an diese Pfeiler sich lehnend, nehmen den Druck der 
oberen Teile des Chorbaues auf, Und wie Suger den Spitzbogen nun einmal als 
konstruktiv massgebend erkannt hatte, so gestaltete er weiter mit feinem Ge- 
schmacke das Ganze dadurch auch dekorativ harmonisch aus, dass er alle Bogen- 
formen über Türen sowohl als auch über Fenstern und Wandnischen der gleichen 
Art anpasste. Damit war der Spitzbogen ein für allemal die für den gotischen 
Stil übliche Bogenform geworden 
C. Die Verbreitung des gotischen Stiles durch die Bauhütten. 
Mit der Abteikirche zu St. Denis hatte das Innere der gotischen Kirche 
eine massgebende Umgestaltung erfahren, die nun von hier aus sich zunächst in 
Frankreich weiter verbreitete. Langsam folgte auch in der Aussenarchitektur, 
die schon jetzt durch das System der Strebepfeiler beherrscht wurde, eine ent- 
sprechende allgemeine Formenumwandlung nach, so dass etwa bis zum Jahre 
1200 in ganz Nordfrankreich und Burgund diese neue Bauweise festen Boden 
gewonnen hatte. Von hier aus kam dann die Gotik als sogen. ,opus francigenum“ 
nach Deutschland. — Dass aber diese neue Kunst der Steinmetzen, wie man sie 
wohl nicht mit Unrecht bezeichnen kann, so schnell festen Fuss fasste und im 
Laufe weniger Jahrzehnte die romanische Bauweise, allerdings zunächst nur aus 
dem Innern der Kirche, gänzlich verdrängte, ist zumeist den sogen. Bauhütten 
zuzuschreiben, die sich die Pflege dieser nun von Laien übernommenen Kirchen- 
baukunst ganz besonders angedeihen liesen. / In der romanischen Zeit hatte das 
Kloster auch bereits Brüderschaften zur Pflege des Bauwesens ausgebildet; die- 
selben waren aber immer im Zusammenhange mit ihrem Kloster geblieben. Der 
Bau der romanischen Basilika erforderte nur mehr oder weniger geübte Maurer, 
während die Kunst der Steinmetzen verhältnismässig spärlich zur Geltung kam. 
Anders ist dies nun. Jetzt, wo der ganze Kirchenbau in ein festes System der 
zweckmässigen Konstruktion gezwängt ist, musste ein tüchtiger Meister, der das 
Ganze beherrschte, an der Spitze des Baues walten, und seine Gehülfen mussten 
gut ausgebildete Steinmetzen sein, die die Kunst des Steinschnittes gründlich 
beherrschten. Die höchsten Leistungen im Steinbau treten hier an gewaltigen 
Kathedralen, für die allerdings die Kirche zum grossen Teile die Bausummen 
herbeischaffte, zutage, da war die Arbeit von Laien oder von Mönchen ganz 
ausgeschlossen. Nur der allertüchtigste Fachmann konnte hier genügen. So 
schlossen sich denn diese Steinmetzen zu gemeinsamem Wirken und zur Erhal- 
tung und Pflege von „Steinmetzgebrauch und Gewohnheit“ zu einem allgemeinem 
Bunde zusammen, umsomehr, als sie durch den öfteren Ortswechsel geradezu 
hierauf angewiesen waren. Es entstand damit eine Innung im grossen Stile, die 
insonderheit den Kirchenbau zu pflegen hatte, während in den Städten die Bau- 
zünfte sich dem Privatbau zuwandten. 
Jeder in die Bauhütte Eintretende verpflichtete sich zur Geheimhaltung der besonderen 
technischen Kenntnisse denen gegenüber, die nicht das Steinmetzhandwerk regelrecht: erlernt 
    
    
   
    
     
   
   
    
    
  
  
    
   
   
   
     
    
  
  
   
    
   
  
    
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
      
  
	        
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