Full text: Die Baustillehre (12. Band)

  
  
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wenig fruchtbar für die Monumentalbaukunst; als originelle Schöpfungen haben 
deshalb auch die Bauten aus dieser Zeit nur geringen künstlerischen Wert. Erst 
K. Fr. Sehinkel in Berlin (1781—1841) und Leo von Klenge in München 
verstanden es, der neuklassizistischen Architekturrichtung monumentale 
Ziele zu geben, allerdings nicht ohne in eine bedenkliche Verquickung von 
klassischen und mittelalterlichen Bauformen zu verfallen. Das ànderte sich mit 
der Wiederaufnahme der Gotik durch G. Ungewitter in Kassel, der wenig- 
stens den streng historischen Formen gerecht wurde. Friedrich Schmidt 
in Wien (gest. 1891), der aus der rheinischen Schule hervorgegangen war, er- 
weiterte dann die mittelalterliche Formensprache durch Aufnahme moderner und 
aueh italienisch-gotischer Motive. Der gotische Backsteinbau fand zugleich 
besonders durch Hase in Hannover und Martens in Kiel neue Belebung, die 
sich in der sogenannten hannoverschen Schule ihre Stütze und ihre Jünger erhielt. 
Mehr dem Rundbogenstil huldigten bei dieser Art der mittelalterlichen Technik 
Orth und Adler in Berlin bei ihren Kirchenbauten, während Gärtner in 
München mit dem Rundbogenstile die. Formen der oberitalienischen Früh- 
renaissance verband. 
Den strengen Hellenismus vertrat von Hansen in Wien, während 
Heinrich Ferstel daselbst die italienischen Renaissanceformen einführte. 
In München entstand unter König Maximilian IT. ein ganz besonderer Stil, 
der sogenannte Maximiliansstil, wobei antikes, romanisches und gotisches 
Beiwerk in naiver Weise miteinander vermischt wurde; Bürklein hat sich 
hierin an Münchener Monumentalbauten verewigt. 
Nach der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde, befördert durch das erwachende 
Nationalgefühl, der Wunsch nach einem besonderen, deutschen Nationalstil lebendig. 
Aus ihm ging zunächst die Wiederaufnahme der sogenannten Deutschen he- 
naissance hervor, die aber bald durch Barock, Rokoko, Empire, Neugotik, 
Neugriechentum und Gott weiss was für neue Modenstile zum Teil wieder ab- 
gelöst wurde. 
Das 20. Jahrhundert hat mit dem Sehnen nach einem neuen Stile in der 
Baukunst begonnen; es hat bis jetzt seine Verkörperung in der sogenannten 
Moderne gefunden, die vornehmlich auf Beherrschung der Massen unter Ver- 
meidung aller Scheinmittel und der traditionell stilistischen Einzelformen hinaus- 
läuft. Für den Monumentalbau ist der neuen Formensprache eine gewisse Wucht 
der Linienführung nicht abzusprechen, ihre Ausdrucksmittel sind aber noch zu 
beschränkter Natur, als dass sich von einem bedeutenden Fortschritt auf diesem 
Gebiete der öffentlichen Baukunst reden liesse. Hier bleibt der Zukunft noch 
sehr viel zu tun übrig! —
	        
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