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Achtundzwanzigstes Kapitel. 
Fig. 460 zeigt das Schaltungsschema dieser Anlage. 
Bei der Verwendung von Elektromotoren für den Antrieb 
von Walzenzugmaschinen liegen noch viel schwierigere Ver- 
hältnisse vor als bei dem Antrieb der Fördermaschinen. Die maxi- 
mal erforderliche Leistung beträgt hier je nach der Art der Strecke 
8000 — 10000 PS und es sind bis acht Umsteuerungen in der 
Minute erforderlich. Die Aufgabe einer schnellen Umsteuerung und 
eines guten Ausgleiches wurde ebenfalls durch Anwendung der 
ilgner-Schaltung gelöst. Diese Lösung ist eine so vollkommene, 
daß bei der Beschreibung einer ausgeführten Hüttenanlage*) erwähnt 
wird, daß das Reversierwalzwerk der angenehmste Stromabnehmer 
°ür das elektrische Netz ist und daß die Schwankung der Stroment- 
nahme im Vergleich zu Schwankungen, die durch andere Betriebe 
m Netz hervorgerufen werden, ganz zu vernachlässigen ist. 
Um einen Einblick in die Verhältnisse einer elektrisch betrie- 
benen Reversierwalzenstraße zu erhalten, diene folgende kurze Be- 
schreibung der von der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft 
in Berlin. ausgeführten Anlage auf der Hildegardehütte”). 
Für den Betrieb der Anlage waren folgende Bedingungen zu 
arfüllen: Regulierbarkeit der Tourenzahl der Walzenzugmotoren 
zwischen Stillstand und 110 bis 120 Touren i.d. Min., sechsmaliges 
Anlassen und Stillsetzen während einer Minute bei wechselnder 
Drehrichtung, Beschleunigung auf volle Umlaufszahl in 3 bis 4 
Sekunden, Abgabe eines mittleren Drehmomentes entsprechend einer 
Leistung von 3600 PS und eines maximalen Drehmomentes ent- 
sprechend einer Leistung von 10000 PS bei 110 Touren. 
Um das rasche Anlassen mit möglichst geringem Drehmoment 
zu erreichen, war es notwendig, das Trägheitsmoment der Anker 
der Walzenzugmotoren möglichst klein zu machen. Dies wurde 
erreicht durch Verteilung der Leistung auf drei gleiche Einheiten. 
Das G4D* der drei Motoren beträgt 180000 kgm®, dieses erfordert 
Dei gleichmäßiger Beschleunigung auf 110 Touren innerhalb 4 Sekun- 
den ein Drehmoment entsprechend einer Leistung von 2000 PS bei 
110 Touren. 
Das Umformeraggregat besteht aus einem Drehstrom-Asynchron- 
motor für 3000 Volt 50 Perioden von 2500 PS und 375 Umdr/Min., 
zwei Gleichstrom-Anlaßdynamos und zwei Stahlgußschwungrädern 
von je 26 t Gewicht und 80 m/see Umfangsgeschwindigkeit. Jede 
Anlaßdynamo ist für 500 Volt und eine maximale Stromstärke von 
*) Elektr. Bahnen 1907, S. 321. 
?) Ausführliche Beschreibung der Anlage siehe: H. Alexander, ETZ 
1907, S. 727 und Gever., Elektr. Bahnen u. Betriebe 1907. S. 321.