Full text: Die Bauformenlehre (3. Band)

  
  
jedoch auch in Höhe der Fenstersohlbänke liegen und heissen dann Brüstungs- 
gurte oder Brustgesimse. Kommen in ein und demselben Stockwerke beide 
Gurtarten zur Anwendung, so muss das in Höhe der Balkenlage befindliche Ge- 
simse dominieren; es erhält die grössere Höhe und die bedeutendere Ausladung. 
Die romanischen Gurtgesimse bestehen meist aus einer einfachen Platte 
mit einer unteren Schräge oder Kehle (Fig. 116 bis 118). Anfangs fehlte der 
Wasserschlag, die abdeckende Wasserschräge. Die Erkenntnis, dass unser rauhes 
nordisches Klima und das zur Verfügung stehende meist wenig dichte Bau- 
material ein schnelles Abfliessen des Wassers von allen Teilen eines Bauwerkes 
verlangt, sofern demselben eine gróssere Dauer gesichert werden soll, führte 
indes schon frühzeitig dahin, alle Vorsprünge und mithin auch die vortretenden 
Gesimse nach oben hin abzuschrügen. Diese Wasserschlüge, zunüchst wenig 
von der Horizontalen abweichend, nàhern sich mit der Zeit immer mehr der 
Vertikalen, gewinnen dadurch bedeutend an Hóhe, bis sie schliesslich nahezu die 
ganze Gesimshóhe in Anspruch nehmen (vergl. die Figuren 117 bis 141). Häufig 
ist zwischen Platte und Hohlkehle, beziehungsweise Platte und Sehrüge, durch 
Einkerbung ein Trennungsglied eingeschoben (Fig. 119, 120 und 123) und die 
Hohlkehle durch vortretende Rundstibe (Fig. 120) oder die Schriige durch ein- 
gekerbte quadratische Diamantquader (Fig. 123) verziert. Reichere Gliederungen 
zeigen die Figuren 121 und 122, wo zu Platte und Hohlkehle als unteres Glied 
noch der Rundstab hinzugefügt ist. 
Ebenso wie bei den Sockelgesimsen sehen wir in der späteren romanischen 
und der gotischen Zeit bei den Gurtgesimsen Wassernasen, entweder unter den 
Gesimsplatten (Fig. 124 bis 129) oder unmittelbar unter den Wasserschlägen 
(Fig. 136 bis 141), angeordnet. Die Gesimsplatten bieten ebenso wie die Kehlen 
und Schrägen mannigfaltige Gelegenheit zu mehr oder weniger reicher Verzie- 
rung und findet hierbei namentlich der Diamantschnitt (Fig. 124, 125, 128 und 
129) wie auch der Rundstab (Fig. 126 und 127) häufige Verwendung. 
Die Figuren 130 bis 133 geben schliesslich noch einige Beispiele für die 
Anwendung des vornehmlich in der romanischen Zeit beliebten Zickzackmusters. 
Die Figuren 134 und 135 zeigen die. Ecklösungen zu den Figuren 132 und 130 
in isometrischer Darstellung. 
Die Hauptgesimse. 
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(Hierzu die Figuren 142 bis 163. 
Die Hauptgesimse haben verschiedenen Zwecken zu dienen. Wie die Sockel 
den Fuss, so bilden sie den Kopf, den oberen krónenden Abschluss eines Bau- 
werkes. Sie haben ferner das Regenwasser von der Aussenwand abzuhalten, 
also diese zu schützen und endlich eine Traufrinne, welche das von den Dach- 
flachen abfliessende Regenwasser aufnimmt, zu tragen. Alle diese Erfordernisse 
bedingen eine Ausladung der Hauptgesimse gegen die Mauerflucht. 
Die Profilierung der Hauptgesimse ist eine àhnliche wie bei den Gurtgesimsen 
und setzt sich meist aus Viertelstäben, Rundstäben, Hohlkehlen und Plättchen 
zusammen. Der Wasserschlag und die Wassernasen fehlen fast nie, ersterer nur 
dann, wenn die Sparren bis an die Vorderkante der Gesimsstücke herantreten 
(vergl. Fig. 163) oder gar über diese hinausragen (überhängende Dächer). 
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