Full text: Taschenbuch der Farben- und Werkstoffkunde

Der Maler hat die Sitte, die Farben für die Leimtech- 
nik erst einmal einzuweichen, d. h. mit Wasser zu ver- 
rühren, und dann erst das Bindemittel zuzugeben. Das 
erfordert eine ziemliche Stärke der Bindemittel. Sind 
diese schon in gebrauchsfertiger Verdünnung, so kommt 
zu viel Wasser in die Farbe und sie wird nicht wischfest. 
Man sei daher stets vorsichtig mit dem Wasserzusatz. 
Bei der Selbstherstellung von Skizzen-, Dekorations-, 
»lempera"farben mit Dextrin ist ein vorheriges Ein- 
weichen unnótig. Bei Glutolin findet das Einweichen 
am besten nicht mit reinem Wasser, sondern mit Glu- 
tolinlósung statt. 
Fehler der Leimtechnik zeigen sich stets sofort nach 
dem Trocknen, wenn nicht spätere Veränderungen des 
Untergrundes noch die Haltbarkeit beeinträchtigen kön- 
nen. Wenn eine Farbe sich gut auf dem Untergrund 
verstreichen läßt und anlegt, rasch trocknet und dabei 
keine Risse gibt, nicht abplatzt und wischfest bindet 
und auch innerhalb des ersten Tages keine Veränderun- 
gen eintreten, so ist damit zu rechnen, daß der Anstrich 
hält. Deshalb ist bei der Leimtechnik die Vorprobe, be- 
sonders wenn man den Untergrund, die Farbe oder das 
Bindemittel nicht näher kennt, sehr zweckmäßig und 
weit aufschlußreicher als bei der Ol- und Lacktechnik, 
wo man erst nach monatelanger Beobachtung ein Urteil 
fällen kann. 
Die Hauptschädigungen der Leimtechnik kommen aus 
dem Untergrund. Schon besprochen ist das starke Sau- 
gen des Grundes, und auch die zu starke Vorleimung ist 
erwähnt. Sehr gefährlich ist auch die Verwendung gly- 
zerinhaltiger oder überhaupt wasseranziehender Leime 
zum Vorleimen. Ein alter Teerfarbenanstrich kann 
durchschlagen. In diesem Fall muß vorisoliert werden, 
z. B. mit Kronenisolit oder irgendeiner Isoliermasse, auf 
der Leimfarbe hält (also keine fetten Massen!). Sehr ge- 
fährlich ist feuchter Grund, der nicht nur den Leim auf- 
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