Full text: Ich baute Autos

  
  
  
Bergrennstrecke festgelegt war. Wir erschienen mit 
fünf Horch-Wagen. Als das Training zu Ende war, 
fuhren wir zusammen nach Zwickau zurück. Wir 
bildeten eine dicht aufgeschlossene Kolonne, als erste 
voraus fuhr Frau Eisemann. Kurz vor Berneck stockte 
die Kolonne. Ein offener Pferdewagen vor uns wollte 
nicht ausweichen und fuhr nach eingefleischter Ge- 
wohnheit jener behaglichen Zeiten auch noch auf der 
falschen Seite. Frau Eisemann hupte, der Wagen wich 
nicht aus, und jetzt begannen wir alle ein 
Höllenkonzert, der Wagen wich nicht aus, dem 
Kutscher schien die Sache ein zünftiges Ver- 
gnügen zu machen. Da sah ich, wie Frau Eisemann 
das Steuer ihrem Chauffeur übergab, in ihre Hand- 
tasche griff, ein Schiesseisen von etlichen Dimensionen 
herauszerrte, und jetzt krachten drei Schüsse . . 
natürlich in die Luft. Es wurde ein absoluter Erfolg: 
der Kutscher, vom Schrecken geradezu einen halben 
Meter von seinem Bock hochgehoben, sprang vom 
Wagen, stürzte zu seinen Pferden nach vorne und 
riss sie verzweifelt zur Seite. Wir konnten wreiter- 
fahren. Mit Frau Eisemann war nicht zu spassen. 
* 
Im Jahre 1904 lieferten wir einen Horch-Wagen 
an den Baumeister Müller nach Rostock i. M. Ich 
hatte diesen überaus tüchtigen Mann, der neben 
Kirchen und Theatern auch das Stindehaus in 
Rostock erbaut hatte, während meiner Stellung dort 
schon damals kennengelernt, und er war weit und 
breit seiner absoluten Zuverlässigkeit wegen geachtet 
und berühmt. Wenn Baumeister Müller einen Bau- 
auftrag übernahm und sagte: Am Donnerstag, dem 
17. Oktober, nachmittags um drei Uhr bekommen 
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