Sie die Schlüssel des fertigen Hauses ausgehändigt...
dann hielt er sein Versprechen auf die Minute.
Als er 1906 seinen zweiten Horch-Wagen bekam,
besuchte er uns in Zwickau, um nun auch das Fahren
zu lernen, nachdem bisher nur seine Frau das getan
hatte und eine tüchtige Fahrerin wurde. Auf einer
Schulfahrt mit Baumeister Müller ereignete sich das
alte und gewohnte neckische Spiel: es kam uns,
natürlich auf der falschen Seite, ein Wagen entgegen,
der erst auswich, als wir ganz nahe herangekommen
waren. Müller árgerte sich entsetzlich, und indessen
wir langsam vorbeifuhren, brüllte er den Kutscher an:
Sie verdammter Esel, kónnen Sie denn nicht aus-
weichen?“ Sofort schrie der Kutscher empört zurück:
„Sie verdammter Hornochse, können Sie denn nicht
warten?“ Ich dachte, Baumeister Müller würde einen
Mord begehen, aber nichts dergleichen geschah:
Müller lehnte sich zurück und brach in einen wahren
Orkan von Lachen aus. Als er sich beruhigt hatte,
erkundigte ich mich verblüfft nach dem Grunde
seiner Heiterkeit. Noch stöhnend vor Lachen, ant-
wortete er: „So etwas Herrliches ist mir in meinem
Leben noch nicht passiert! Wenn ich in Mecklenburg
mit solchen Ausdrücken um mich werfe, wenn ein
Pferdelenker nicht ausweicht, sitzt der Mann steif
und schweigend auf seinem Bock und starrt mich
an. Aber dass man hier bei euch sofort eine prompte
Antwort bekommt, das ist einfach herzerfrischend.
Der Mann gefällt mir .. . gefällt mir ausgezeichnet...
môchte ihn gleich mit mir nehmen und ihm eine An-
stellung bei mir geben.“
Ich musste Baumeister Müller geradezu zurück-
halten, damit er nicht hinging und den ,,verdammten
Esel* mitnahm.
136