Wieder war ein Schnelligkeitsrennen im Forsten-
rieder Park zu erledigen, und das Bergrennen wurde
diesmal auf dem Semmering bei Wiener-Neustadt
durchgeführt. Es war unbedingt notwendig, dass man
in diesen beiden Rennen gut abschnitt, denn sie wur-
den bei der allgemeinen Wertung berücksichtigt. Und
um gut abzuschneiden, musste man gut trainieren.
Tagelang und abendelang sass ich über der Aus-
schreibung und studierte sie bis ins kleinste genau
durch. Während dieses Studiums verfolgte mich eine
ganz bestimmte, vage Vorstellung und gewann immer
mehr Gestalt und Form. Ich setzte mich schliesslich
an gewisse Berechnungen, und als ich mit diesen fertig
war, war ich auch mit mir einig: es war unbedingt
möglich, mit einem verhältnismässig kleinen Wagen,
der aber eine grosse Leistung besitzen musste, die
zweite Herkomer-Fahrt zu gewinnen.
Wie meine Leser wissen, war einer der Mitbegrün-
der unserer Aktiengesellschaft Dr. Stöss, ein bekann-
ter früherer Amateurradfahrer, der ausserordentlich
viel Preise gewonnen hatte und ein Sportsmann ersten
Ranges war. Ich wusste, dass er sich gern an der Her-
komer-Fahrt diesmal beteiligen wollte, und ich hatte
mich mit ihm darüber schon unterhalten. Allerdings
war er der Meinung, dass man die Fahrt nur mit
einem schweren Mercedes gewinnen könne. Ich er-
läuterte ihm, nachdem ich meinen Plan fertig imKopfe
hatte, dass ich zunächst dieser Meinung nicht wider-
sprechen könne, dass ich aber des Glaubens sei, in
diesem Jahre gewänne kein starker Wagen, sondern
ein kleiner, allerdings einer von ganz vorzüglicher
Beschaffenheit. Ich erklärte ihm gleich anschliessend,
dass die Horch-Werke im Besitze eines solchen
kleinen, tüchtigen Wagens seien, und zwar des Fahr-
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