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Wo
Weg und hatten das Glück, ihn anzutreffen. Wir blie-
ben fast eine ganze Stunde bei ihm, und es war für
mich eine der glücklichsten Stunden meines Lebens.
Meine Welt war zwar eine andere als die seine, eine
hártere und wirklichere, aber gerade deshalb fühlte ich
mich wohl bei ihm, bei diesem Manne mit seinem
einfachen, bescheidenen, lebensvollen, klugen und
menschlichen Wesen. Es war eine Erholung ohne-
gleichen für mich und auch für meinen Freund Hahn.
Wir sprachen von vielen Dingen, die damals die Welt
bewegten. Auch von der Los-von-Rom-Bewegung,
in welcher der Dichter damals ein gewichtig und
scharfes Wórtlein mitzusprechen pflegte. Aus dem
»Waldbauernbub* war ein grosser Streiter geworden.
Wir hatten hier sofort einen Anknüpfungspunkt, weil
bei uns daheim in Zwickau der Superintendent Meier
in derselben Kampffront ganz vorn stand. Natürlich
unterhielten wir uns eingehend über die Herkomer-
Fahrt und über Zuverlissigkeitsfahrten überhaupt.
Rosegger begriff ohne viel Erklärungen ihren tieferen
Sinn: immer neue Erfahrungen zu sammeln und aus
diesen Erfahrungen heraus immer bessere Wagen auf
die Landstrassen zu bringen. Mit einem Gefühl der
herzlichsten Zuneigung verliessen wir diesen pracht-
vollen Menschen und fuhren weiter durch seine schöne
Heimat, die Steiermark, die er durch seine Werke ver-
herrlicht und wohl in der ganzen Welt bekannt ge-
macht hat.
Ueber Innsbruck und den Zirler Berg kamen wir
nach München. Hier trainierten wir noch einmal
einen ganzen Tag, und dann kehrten wir heim
nach Zwickau. Unsere Wagen wurden sofort vor-
genommen und nach den Erfahrungen, die wir beim
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