Full text: Ich baute Autos

  
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Der Spessart sah mich aber nicht wieder, ich nahm 
den Weg über Eisenach. Die Strassen waren besser, 
der Schnee fester, und wir kamen schnell vorwärts, 
so dass wir um ein Uhr schon in Gotha waren, immer- 
hin so durchfroren, dass wir eine ganze Weile nicht 
sprechen konnten. Mein schóner Bart, den ich damals 
trug, war ein merkwürdiges Gebilde aus Eiszapfen. 
Wir erreichten ohne Zwischenfall Zwickau. 
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Wir begannen nun in der Fabrik mit der Kon- 
struktion eines Sechszylinders, und zwar mit oben 
gesteuerten Ansaugventilen. Als Besonderheit erhielt 
der Motor anstatt Gleitlager in der Kurbelwelle 
Kugellager. 
Dieser neue Motor kam im September zum Laufen, 
und schon um die Novembermitte war der Wagen so 
weit, dass wir die ersten Probefahrten unternehmen 
konnten. Der Wagen lief vorzüglich. Aber ich merkte 
bald, dass uns wieder einmal etwas unterlaufen war: 
die Konstruktion wurde in der Ausführung etwas 
zu teuer, und ein Geschäft war mit diesem Wagen 
nicht zu machen. 
Wieder einmal war ich der Zeit vorausgeeilt. 
Am 14. März 1907 kam einer meiner Angestellten 
in mein Büro und sagte, dass ein Gewerkschaftsführer 
mich sprechen wollte. Es war ein Mann, den ich nicht 
kannte und der nicht in den Horch-Werken be- 
schäftigt war. Mir ahnte, dass irgend etwas im Werk 
los war. Als der Mann vor mir stand, begann er sofort 
sehr heftig in einer Ansprache zu entwickeln, dass 
meine Arbeiter mehr Lohn haben wollten, ich solle 
mich sofort entschliessen und ihm mitteilen, ob ich 
die Lohnerhöhung durchzuführen gedächte oder 
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