gewesen. Ich hockte lieber in der Werkstatt meines
Vaters, und hier verbrachte ich meine meiste Freizeit.
Aber die Jungens in der Welt sollen nicht glauben,
dass ich vielleicht die Räuber- und Indianerspiele
meiner Kameraden nicht mitmachte! Heftig machte
ich sie mit, unten am Ufer der Mosel, sehr heftig!
Als ich etwa zehn Jahre alt war, hatte mein Vater
zwei Gesellen. Der eine war Schlosser und hiess
August Gebbe, von dem anderen, dem Schmiede-
gesellen, weiss ich nur noch den Vornamen, Philipp
hiess er, und wenn sie beide noch leben, seien sie ge-
grüsst! Sie haben mich sehr gerne gemocht, und sie
befriedigten meine unersättliche Neugierde mit
grosser Geduld, sie zeigten mir alles, was es in der
Werkstatt zu arbeiten gab. Mit ihrer Hilfe brachte ich
es zum Beispiel so weit, dass ich, als ich dreizehn
Jahre alt war, ein Hochrad bauen konnte. Es hatte
hinten zwei Räder, und ich habe Liter von Schweiss
auf ihm vergossen, denn es war beinahe unmöglich,
mit ihm zu fahren. Das Ding hatte keine Kugellager,
weil ich mir keine anschaffen konnte, und die
Reibung in den gewöhnlichen Lagern war so gewal-
tig, dass die Kraft meiner Beinmuskeln einfach nicht
ausreichte, um länger fahren zu können.
Dafür besass aber der August eine ungeheure Kost-
barkeit, nämlich ein Paar Schlittschuhe uralter, hollän-
discher Konstruktion, mit einem Holzrahmen und ein-
gelegter Stahlschiene. Schlittschuhlaufen kannte damals
in Winningen kein Mensch. Wir lebten ja ganz welt-
verloren. Die Bahn an der Mosel war noch nicht ge-
baut, und auf dem Fluss war keine Schiffahrt. Woher
sollten wir wissen, was es alles in der Welt draussen
gab? Man kann sich also vorstellen, mit welcher stillen
und steigenden Verwunderung die Winninger mir
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