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zusahen, als ich mich zum erstenmal in diesem an-
mutigsten aller Sporte versuchte. Zwar waren mir
die wuchtigen Dinger viel zu gross, aber ungefähr
ist es mir gelungen, dahinzuschweben, und so bin ich
also der erste Schlittschuhläufer von Winningen ge-
wesen.
Mein Jungensdasein aber erhielt einen überwälti-
genden Aufschwung und sozusagen einen funkel-
nagelneuen Lebensinhalt, als die Bahn an der Mosel
entlang gebaut wurde. Ich rannte in jeder freien Mi-
nute hin und fand das Paradies aller meiner Träume:
Schienen wurden gelegt, Dämme errichtet, Kleinbahn-
lokomotiven dampften und keuchten, eine Brücke
wurde vor den Toren Winningens gebaut, das war
alles unbeschreiblich herrlich. Natürlich haben meine
Freunde und ich nicht nur zugesehen, sondern uns
auch betätigt. Wir unternahmen in aller Heimlich-
keit Fahrversuche mit den Rollwagen. Es ist eine
riskante Sache gewesen, denn der Rottenführer
Schnieber, der die Rollwagen unter sich hatte, spie
schon Gift und Galle, wenn er uns nur von weitem
sah. Er hat sicher immer geahnt, dass wir irgend
etwas vorhatten, was in seinem Bereich Unordnung
schaffen könnte. (Oder er ist als Junge selber heim-
lich Rollwagen gefahren und wusste ganz genau Be-
scheid.) Kurz und gut, als wir wieder einmal zu
Fünfen hochvergnügt auf einem solchen Wagen
hockten und bergab klapperten, brüllte plötzlich
einer, der Schnieber käme. Die taktische Patentlösung
für diese Lage war höchst einfach: wir stürzten uns
allesamt zugleich blindlings hinaus. Ich blieb leider
am weiterrollenden Wagen hängen, ein Rad ging
über mein rechtes Bein, und man trug mich nach
Hause.