und von dieser Tatsache machte Zeidler ausgiebigen
"Gebrauch, so dass wir schliesslich hinten herum in
einer Apotheke endlich Benzin ausgefolgt erhielten
und weiterfahren konnten.
Wir wurden noch oft angehalten und nahmen es
hin wie ein Naturereignis. Langsam schaukelten wir
über Saalfeld und Gera nach Ronneburg, und hier
kam uns in höchster Aufregung Herr Winselmann
entgegen, und es war rührend, wie das Ehepaar, das
sich zärtlich liebte, sich in die Arme fiel und sich nicht
mehr loslassen wollte. Herr Winselmann war schon
in Uniform, und die Stunde war nah, in welcher die
beiden Liebenden sich doch loslassen und sich trennen
mussten.
Auf der folgenden Strecke nach Zwickau waren
immer noch Absperrungen, aber in dieser Landschaft
waren meine Wagen und ich nicht mehr unbekannt,
man liess uns unbehelligt und sofort passieren.
Am nächsten Tage in aller Frühe war ich in der
Fabrik. Herr Lange begleitete mich, und es wurde
eine wehmütige Besichtigung. Eine grosse Zahl von
Arbeitern war schon fort, und auch in den Büros
waren die Tische gelichtet. Ich hatte meine Gedanken
zunächst nicht beim Betrieb, sondern als ich Namen
und Namen hörte von denen, die fortgegangen waren,
um die Uniform anzuziehen, erinnerte ich mich an
die Gesichter, an die Stimmen, und ich dachte in
recht weicher und wehmütiger Stimmung daran, ob
ich wohl alle wiedersehen würde.
Dann aber verlangte die Fabrik ihr Recht. Niemand
von uns war sich darüber im klaren, ob wir über-
haupt weiter Wagen bauen würden, und wenn dies
der Fall sein sollte, wusste niemand, ob Personen-
wagen gebraucht würden oder vielleicht nur Last-
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