Full text: Ich baute Autos

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Es kam der Befehl an alle Autobesitzer, ihre Per- 
sonenwagen vorzuführen, um sie auf ihre Eignung 
für den Heeresdienst zu prüfen. 
Ich verbot in jenen Tagen simtliche Probefahrten 
mit neuen Wagen, da es einfach unmöglich war, die 
Wagen unbelästigt zu prüfen, sie wurden unaufhör- 
lich angehalten und durchsucht, und ihre Fahrer 
schwebten in Lebensgefahr. 
Mein Bruder, der in der Nachbarschaft als Ingenieur 
tätig war, verabschiedete sich von uns, um ins Feld 
zu gehen. Die vier Söhne meines kaufmännischen 
Kollegen Wilm meldeten sich freiwillig, ebenso die 
Söhne von Herrn Fikentscher. 
Die Fabrik lief weiter, so gut es ging. Die Ver- 
ringerung meines Arbeiterbestandes machte mir noch 
keine Sorgen, da bis jetzt keine besonderen Anforde- 
rungen an uns gestellt wurden. 
Beinahe jeden Abend wanderte ich zum Bahnhof. 
Ununterbrochen fuhren die Transportzüge durch. Ich 
sah sie, in tiefe Gedanken versunken, einfahren und 
wieder hinausfahren, hörte die Soldatenlieder, die sich 
beim Abfahren im Rollen des Zuges verloren. Mein 
Herz war bis auf das tiefste aufgewühlt. Oft war es 
mir, als ob das unbekannte Schicksal wie eine riesen- 
hohe Mauer rings um das Land stünde, und ich 
wünschte mir, einen Blick hinüberwerfen zu können. 
Dann aber lenkte mich mein praktischer Sinn von 
dieser Träumerei ab. Ich sah, wie Nahrungsmittel 
in grossem Ausmasse verschwendet wurden. Zwischen 
den Gleisen sah es aus wie auf einer Stätte, auf der 
Tausende von Ausflüglern kampiert hatten: Brotreste, 
Wurststiicke, Fleischreste : . . mein nüchterner Ver- 
stand sagte mir, hier sei des Guten zuviel getan. 
15 Horch 2 25 
 
	        
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