Wir haben für die Firma noch einige Aufträge, es
sind nicht viele, aber immerhin. Wenn ihr es vorzieht,
noch lange zu streiken, werden uns diese Auftrüge
entzogen, das ist klar. Und ebenso klar ist, dass ich im
gleichen Augenblick die Fabrik schliessen muss. Also
bitte.“
Ich verschwieg ihnen, dass wir dem Streik im
Grunde ganz ruhig gegenüberstehen konnten, ohne
Gefahr zu laufen, finanziell zusammenzubrechen,
denn wir hatten noch ziemlich grosse Summen
in Reserve. Die sächsischen Industriellen hatten
einen kameradschaftlichen Bund schon früher ge-
schlossen und Gelder gesammelt, um jedem Betrieb
sofort beispringen zu können, der durch Streik oder
andere Ereignisse in Not geraten würde.
Nach acht Tagen nahmen die Arbeiter wieder ihre
Plätze in den Fabriken ein, und alles war in Ordnung.
Am Beginn des Februar 1920 verwirklichte ich
einen Wunsch, der schon lange in mir rumort hatte.
Ich führte mit dem Aufsichtsrat der Audi-Werke die
ersten Verhandlungen wegen der Niederlegung mei-
nes Postens als Vorstandsmitglied. Der Grund war sehr
einfach: ich wollte fort von Zwickau. Ich hatte wäh-
rend des Krieges ausserordentlich viel für die Indu-
strie und besonders für die Audi-Werke auswärts
arbeiten müssen, ich war vor allem sehr oft in Berlin
gewesen, und nun wollte ich nach Berlin übersiedeln.
Dort schlug das starke Herz des Reiches, dort war die
Quelle, dort fielen alle Entscheidungen, ich wollte
an der Quelle sein. Dort konnte ich für die Auto-
mobilindustrie und für meine Firma ganz anders
tátig sein als im stillen Zwickau. Es sollte sich heraus-
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