Am 23. August habe ich dann zum ersten Male seit
Jahren wieder die Horch-Werke betreten. Dreiund-
zwanzig Jahre vorher hatte ich sie, die mein. Werk
waren, verlassen, und sie hatten mich seit dieser Zeit
nicht wieder gesehen. Ich kann die Gefühle kaum be-
schreiben, die mich bis auf den Grund aufwühlten, als
ich die vertrauten Räume wieder erblickte. Der tech-
nische Direktor Werner empfing mich in der liebens-
würdigsten Weise, hielt mir einen Vortrag über das
Werk und führte mich dann durch die Räumlich-
keiten.
Als ich einen der Räume betrat, die noch so erhal-
ten waren, wie ich sie vor dreiundzwanzig Jahren
verliess, bat ich die mich begleitenden Herren, mich
eine Weile allein gehen zu lassen.
Und dann stand ich in dem vertrauten Raum,
und meine Gedanken flogen zurück. Dieses ganze
Areal trug meinen Namen, ohne dass ich ein halbes
Menschenalter damit etwas zu tun hatte: ein merk-
würdiges und bitteres Schicksal. Ich sah die Gestalten
meiner alten Arbeiter in Gedanken sich hier bewegen,
ich roch den Geruch der Fabrik, der mir seit meiner
Kindheit so vertraut war, dieser Geruch von Eisen,
Glut und Farbe.
Und dann war ich nicht mehr Herr meiner selbst,
ich ging rasch in eine Ecke, lehnte den Kopf an die
Wand, und die Tränen rannen mir über die Wangen.
Ich heulte wie ein kleiner Junge, fassungslos und lange.
Am 11. Februar 1933 eröffnete der Führer und
Reichskanzler Adolf Hitler die Internationale Auto-
mobilausstellung. Als er seine grosse und hochbedeut-
same Rede beendet hatte, gab es jedem von uns einen
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