Ich frass an Kenntnissen und Fertigkeiten in mich
hinein, was ich nur fassen konnte, und mein Schutz-
engel oder Gott oder die Vorsehung, wie man die
Macht nennen will, die alles leitet, stiess mich gerade-
zu unaufhörlich mit der Nase auf Gelegenheiten,
etwas zu lernen.
Ich wohnte damals in einem Haus, in dem eine Uhr-
macherwerkstatt war, und hier verbrachte ich meine
freie Zeit. Mehrere Gesellen arbeiteten hier, und sie
halfen mir, mich im Zerlegen und Zusammenbauen
von Uhren zu übeu. Ich habe es baid heraus gehabt.
Einer der Gesellen freundete sich besonders eng mit
mir an, und bei ihm lernte ich spielend leicht alles,
was ich wollte. Wozu ich das eigentlich machte, weiss
ich kaum, vielleicht war es meine unersattliche Gier
nach technischen Kenntnissen und Fertigkeiten.
Leider dauerte diese ganze Herrlichkeit nicht lange,
denn ich wurde schwer krank, der Typhus hatte mich
im Gedárm, vier Wochen lang lag ich im Kranken-
haus in Grosswardein, und es hätte nicht viel gefehlt,
so wäre hier das Ende meiner Erdenwanderschaft
gewesen. Ich wurde wieder gesund, blieb aber
noch lange schwach und hinfällig. Ich war nicht
mehr imstande, am Brückenbau weiter zu arbeiten,
und überdies war es November geworden und grim-
mig kalt.
Der Uhrmachergeselle sagte mir, er wolle zu seinen
Eltern nach Budapest wandern, ich solle ihn begleiten.
Mir war es recht, in Grosswardein hatte ich ohnehin
nichts mehr zu tun, und so machten wir uns zu-
sammen auf den Weg. Es wurde eine qualvolle
Wanderschaft. Tiefer Schnee lag auf den Strassen,
und niemals verliess uns die Sorge, von streifenden
Wölfen, deren Geheul wir oft vernahmen, angefallen
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