wohnte. Vormittags um zehn Uhr trafen wir ein, und
sahen schon sechs Wagen der Konkurrenz mit ihren
Fahrern vorm Hotel stehen. Ich musste lachen, aber
Graumüller wischte sich schon im voraus den
Schweiss von der Stirn und hatte keinen Sinn für
Humor.
Wir wurden dann vorgelassen, und die Verhand-
lungen begannen. Sie dauerten durch Stunden. Nach-
mittags gegen drei Uhr, als Graumüller sich gerade
den letzten Rest seiner Seele aus dem Leibe redete,
wurde mir die Geschichte zu langweilig, ich nahm
ein Blatt Papier heraus und begann den Direktor zu
zeichnen. Ich habe ein bisschen Zeichentalent, viel-
leicht habe ich es von meinem ehemaligen Chef in
Rostock, Herrn Mehlhorn, übernommen. Ich zeich-
nete den widerspenstigen Direktor, wie er an einem
Galgen hing und langsam endlich zu sterben schien.
Graumüller warf zufillig einen Blick auf die Skizze
und brüllte heraus vor Lachen. Daraufhin kam auch
der Direktor neugierig näher, und ich musste wohl
oder übel das Blatt herausrücken.
Auch er schrie vor Vergnügen, und vielleicht be-
kam er durch diese Abwechslung den entscheidenden
Ruck. Er kaufte seinen Wagen bei uns. Als wir wieder
auf die Strasse traten, sagte Graumüller mitleidig zu
einem Konkurrenten: „Fahrt nach Hause, der Mann
hängt schon am Galgen.“
Und die Konkurrenz verstand, was gemeint war.
Geduldig setzten sie sich in ihre Wagen und fuhren
weg. —
Nein, es war nicht immer einfach. Wie aufregend
und geradezu abenteuerlich konnte es werden, wenn
man einen Käufer endlich, nach wochenlangen Vor-
trägen und tagelangen Probefahrten, so weit hatte,
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