Full text: Ich baute Autos

    
die alles enthielt, was ich brauchte. Aus der ganzen 
nahen und weiten Umgebung kamen die Bauern und 
brachten Mais, manchmal auch Weizen und Roggen, 
und ihre Frucht wurde der Reihe nach gemahlen. Des- 
halb hockten immer tagaus, tagein 20 bis 30 Bauern 
am Strassenrand, warteten, bis sie drankamen, und 
vertrieben sich die Zeit, indem sie ihre Vorräte an 
Brot, Käse und Schnaps zu vertilgen suchten. Und 
in der Zeit, in welcher ihre Bäuche Frieden hatten, 
sangen sie hintereinanderweg ihre heimatlichen 
Heldenlieder. Sie müssen viele Helden gehabt haben, 
deshalb hatte sie auch viele Lieder. 
Dann und wann kamen sie auch neugierig in meine 
Werkstatt und sahen mir bei der Arbeit zu. Als sie 
durch einen Zufall erfuhren, dass ich Uhren, wenig- 
stens grosse Uhren, reparieren konnte, brachten sie 
beim nächsten Besuch ihre Wanduhren mit, denen 
ich auch wieder zum Atmen helfen konnte. Bei 
Taschenuhren musste ich ihnen erklären, dass ich das 
nicht könne. Sie starrten mich dann ungläubig an 
und meinten, ich sei doch ein Deutscher, ich müsse 
doch auch das kónnen . . . 
Nun, wenn ich keine Taschenuhren reparieren 
konnte, so konnten sie dafür etwas anderes, was 
wieder ich nicht fertigbrachte. Die Dampfmaschine, 
mit der die Mühle lief, wurde nur mit Holz 
gsheizt. Ich habe aber niemals von Herrn Raab ge- 
hört, dass er irgendwo und irgendwann und bei 
irgendwem Holz bestellt hätte. Trotzdem lagen an 
jedem Morgen, wenn ich aus dem Hause trat, grosse 
Stapel von Holz bei der Säge. (Die Bauern, die es aus 
den Wäldern, die sie passierten, „mitgenommen“ 
hatten, meldeten sich in aller Stille beim Herrn Raab 
und bekamen ihren zuständigen Lohn.) Diese Sache 
30 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
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