Full text: Zur Geschichte der Musikabteilung der Staatsbibliothek

  
ohne daß sich in Österreich ein Käufer dafür fand. Und auch Deutsch- 
land wäre leer ausgegangen, wenn sich nicht der Bonner Privatgelehrte 
Erich Prieger bereit erklärt hätte, die geforderte Summe dem Preußischen 
Staate zinslos vorzustrecken. Im April 1901 wurde der Betrag aus dem 
Extraordinarium bewilligt, Herr Prieger lehnte jede Ehrung ab. Von 
Haydn lagen in dieser Sammlung 5 Divertimenti, 14 Quartette, 4 Sin- 
fonien, 5 Opern, Lieder und die Nikolai-Messe, von Beethoven alle letzten 
Quartette, Menuette, deutsche Märsche, die Geschôpfe des Prome- 
theus, ein fragmentarisches Quintett, schottische Lieder, die Sonaten 
op. 110 und op. 111, die Missa solemnis und Skizzenbücher, von Schubert 
7 Werke vor. Mit der Erwerbung dieser Sammlung bekam Berlin in 
Sachen der Beethoven-Forschung das Übergewicht. Ja, der Wert dieser 
Kollektion erhielt noch eine gewaltige Steigerung, als am 10. April 1908 
Ernst von Mendelssohn der K. B. seine Autographensammlung über- 
wies, in der neben Mozarts Skizzenbuch zur Entführung und neben 
Josef Haydns Concertante und einigen Londoner Sinfonien allein 
3 Sinfonien Beethovens (4. 5. 7.), 7 Quartette, 1 Quintett, 1 Trio, Stücke 
aus Fidelio und Notierungen in unsern Besitz übergingen. Und auch die 
Bach-Sammlung gewann an Ansehen durch den Ankauf der Hauserschen 
Manuskripte. Schon 1873 hatte der Kammersänger Hauser in Karlsruhe 
seine Bachiana für 8000 Taler und 1877 für 10 000 Taler angeboten. 
Dabei berechnete er jedes autographe Blatt mit 3214 Thaler. Espagne 
wollte ihm aber nur 6000 Taler zuerkennen. Bis 1881 ziehen sich die 
Verhandlungen hin, und erst 1903 scheint der Kauf für 30 000 Mark 
zum Abschluß kommen zu wollen, wird aber von Ministerium ange- 
fochten und schließlich für 25 000 Mark genehmigt. Noch ein letztes 
. Mal schien der Musikabteilung in Sachen Bach die Glückssonne, als 
nach dem Tode Ernst Rudorffs seine bereits 1887 für 15 000 Mark ange- 
botene Sammlung nunmehr für 30 000 Mark unter billigen Zahlungs- 
bedingungen in die K. B. übergehen sollte. Leider mußte damals ein 
ungezeichnetes Händel-Fragment von 5 Blättern für die gleiche Summe 
erworben werden; betrübt sahen wir diese wertvollen Schätze nach 
Leipzig abwandern. Immerhin gelang es in dem gleichen Jahre, das aus 
Bückeburger Besitz stammende wertvolle Bach-Manuskript der 6 Sonaten 
und Partiten für Violinsolo über die Familie Wilhelm Rust zu erwerben. 
Es würde zu weit führen, den Zuwachs an bedeutendem Gut für 
alle Jahre festzulegen; es sei nur betont, daß Ordensverleihungen und 
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