ragende Fach-Bibliothek Wolffheim, die wir bereits jahrelang bei uns
beherbergten, nahmen dann aber einen anderen Weg. Aus der Sammlung
Wolffheim konnten durch ministerielle Beihilfe und Anspannung aller
Kräfte unseres Etats wenigstens die Hauptstücke gerettet werden.
Noch eines großen Zuwachses der letzten Jahrzehnte sei Erwähnung
getan, der von Wilhelm Altmann in Zusammenarbeit mit den deutschen
Verlegern begründeten Deutschen Musiksammlung, die zuerst selbst-
ständig war, dann der Musikabteilung angegliedert wurde und nunmehr
mit ihr eine Einheit bildet. In sie wollten die Verleger je ein Exemplar
ihrer musikalischen Verlagsartikel einfließen lassen, um so eine Art
Museum, aber auch zugleich ein Propaganda-Institut und eine Studien-
Bibliothek zu schaffen. Der Krieg hat manche der auf dieses Institut
gestellten Hoffnungen zunichte gemacht, da auch der Musikverlag stark
in Mitleidenschaft gezogen worden ist. Immerhin fließt noch wertvolles
Gut unentgeltlich ein und ist die vorbildliche Uneigennützigkeit so
manches in- und ausländischen Verlegers mit Dank zu begrüßen. Es ist
unser Stolz die einzige Bibliothek zu sein, die in der Lage ist, sich auf der
Hóhe der Produktion zu halten, und keine Mittel scheut, alle Werke zu be-
schaffen, die wertvoll sind oder wertvolle Ausblicke versprechen. Gerade
jetzt in der Zeit der wirtschaftlichen Not, wo der Privatmann gezwungen
ist, sich seiner Kostbarkeiten zu entáuDern, sollte der Staat genügende
Mittel bereitstellen, um solche bedeutenden Kulturgüter, wie die Auto-
graphen unserer grofen Meister in die öffentliche Hand zu bekommen
und gegebenenfalls vor den alten Mitteln der Ordens- und Titelver-
leihungen nicht zurückschrecken.
Aber die reichen von uns erworbenen Kulturgüter legen auch
Pflichten auf, vor allem die Pflicht der Erhaltung. Bei dem häufigen
Gebrauche, dem die Manuskripte unserer Meister für Ausgaben und
Studien ausgesetzt sind, ist ihr Ende abzusehen. Es muß damit vor-
gebeugt werden, daß wichtige, schlechterhaltene Werke für das Studium
faksimiliert werden. Aber nicht nur der Gebrauch bedroht unsere
Schätze; das Papier wird morsch, zu scharfe Tinte zerfriBt das Material.
Ganz besonders in Not sind unsere Bach-Schátze. Hier handelt es sich
um unwiederbringliche Werte. Darum: Videant consules, ne quid res
publica detrimenti capiat!
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