weitergeführt, mit den vorhandenen musikalischen Beständen zu einem
Ganzen vereinigt und in einem hinreichend geräumigen Lokal gesondert
aufgestellt werden soll. Ein besonderes Zimmer, ausgestattet mit
einem kleinen Apparat der brauchbarsten und für den Unterricht be-
sonders geeigneten theoretischen und praktischen Werke wird verlangt;
Gelegenheit zum Kopieren von Partituren und andern Musikalien soll
gegeben werden. Ein eigener Kustos wird als notwendig erachtet, der
der unmittelbaren Leitung des Kgl. Bibliothekariats unterstellt sein soll.
Seine Aufgabe soll es sein, die Sammlung zu beaufsichtigen, den Lern-
begierigen Auskunft zu geben, die vorhandenen Stimmbücher zu Par-
tituren zusammenzufügen, den Bestand durch Ankäufe zu vermehren
und alljährlich über das Geleistete und über Art und Umfang der Be-
nutzung zu berichten. Mit den Geschäften der übrigen Bibliothek soll
er nichts zu tun haben. Am 14. Mai 1842 wird der Theoretiker S. W. Dehn
als Kustos mit einem Gehalte von 500 Thalern berufen.
Damit hatte Deutschland die erste staatliche öffentliche Musik-
bibliothek erhalten. Oesterreich hatte sich bereits seit 1814 bemüht,
eine ähnliche Institution zu schaffen; damals beschloß die Gesellschaft
der Musikfreunde durch Statut die Begründung einer. Musikbibliothek
und legte auch 1819 durch Ankauf der Bibliothek Gerber dazu den
Grundstock. Schulen, Kirchen und Fürstenhöfe waren allerdings mit
musikalisch eingestellten Bibliotheksgründungen besonders seit der
Zeit der Reformation in Deutschland vorangegangen. Erinnert sei nur
an die Schulbibliotheken des Grauen Klosters und des Joachimthalschen
Gymnasiums in Berlin, der Grimmaschen Landesschule, des Heil-
bronner Gymnasiums, der Zwickauer Ratsschule, an die Kirchenbiblio-
theken von St. Katharinen in Brandenburg, von St. Thomà in Leipzig,
von der Hauptkirche in Sorau, von der Marienkirche in Elbing, an die
Fürstenbergsche Bibliothek in Donaueschingen, an die Oettingen-
Wallersteinsche Bibliothek in Maihingen, um nur ein paar zu nennen,
ganz zu schweigen von einer so bedeutenden Musikbibliothek wie die
Joans IV. von Portugal.
Die junge Musikabteilung hatte unter Dehn eine glückliche Ent-
wicklung; keine Mühe scheute er, keine Reise war ihm zu unbequem,
um alte Musikalien heranzuziehen und Kopien von Katalogen zu ge-
winnen, die ihm für die Benutzung helfen konnten. 1846 glückte durch
Eingreifen des Kónigs die Erwerbung einer bedeutenden Sammlung von
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