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Zweiter Hauptabschn.: Entwickelung d. lat. Schrift. Neuntes Kap.: Die got. Periode usw. : 99
Kursive überhaupt, Schleifen und Schlingen entstehen. Durch dieses neu aufkommende
Element erfihrt eine Anzahl von Buchstaben nicht unwesentliche Veränderungen in
ihrer Gestalt, abgesehen davon, daß das gesamte Schriftbild durch diese zahlreichen
krummen und geschlungenen Linien einen eigenartigen Ausdruck erhält.
Aber auch diese typischen Eigentümlichkeiten sind an eine zeitliche Entwicklung
gebunden. Im 13. Jahrhundert herrscht als Bücherschrift neben der reinen Minuskel
eine mit kursiven Elementen durchsetzte Minuskelschrift vor, für welehe man auch
den Namen Bücher-Kurrentschrift anwendet,!) also eine Art Ubgrgangsschrift zwischen
Minuskel und Kursive; im 14. Jahrhundert sehen wir die durch die Schleifen und
Schlingen charakterisierte Kursive in voller Geltung. Doch auch hierin sind die Ab-
arten noch unendlich zahlreich und mannigfaltig.
Ein deutliches Beispiel fiir diese Ubergangsschrift, wie sie um die Mitte des 13. Jahrhunderts
vorkommt,?) bietet uns das Register Alberts von Behaim, von dem wir nunmehr zu dem Bilde bei
ARNDT-TANGL T. 26 noch weitere Reproduktionen in den Mon. pal. I 7, IT 8 erhalten haben. Die
Schleifenbildung ist selbst in den Buchstaben, bei denen sie sich zu allererst zeigt (d 0, s §, f §), noch
keineswegs konsequent durchgeführt; am häufigsten noch bei d. Anderseits zeigen die Oberschäfte
von b, | nicht nur einen unsicheren Zug, sondern Umbiegung und auslaufende Spitzen, die den
Übergang zur Schleife andeuten ; ebenso ist die Rundung des % stark unter die Linie gezogen (5),
der Schaft des g stark umgebogen (9). Die Buchstaben stehen zumeist untereinander in Verbindung,
aber ohne deshalb ihre Gestalt zu verändern oder zu vereinfachen; dabei herrscht schóne Gleich-
mäBigkeit und Leichtlesbarkeit. Diese kleine, stark gedrüngte, aber im ganzen nicht unschóne
und undeutliche Frühkursive herrscht ziemlich allgemein bis ans Ende des 13. Jahrhunderts wie in
Büchern so auch in Urkunden. Unvergleichlich weiter vorgeschritten ist die Kursive, die bei-
spielsweise der hl. Thomas von Aquino in einem Mailànder Kodex von 1261—1264 schreibt?);
y Gelehrtenhand des 13. Jahrhunderts" nennt sie STEFFENS, bemerkt aber treffend, sie erinnere
an die Schrift der rómischen Wachstafeln aus dem 1. und 9. Jahrhundert n. Chr., so schwer
leserlich erscheint sie auf den ersten Blick.
Ein wesentlich anderes Bild zeigt uns die Konzeptkursive in dem Münchner Kodex des
Geschichtswerkes Liber certarum historiarum des Abtes Johann von Victring, ca. 1342 geschrieben,
bei ARNDT-TANGL T. 27.*) Das Blatt ist besonders interessant, weil es uns eine für literarische
Zwecke verwendete Urkundenminuskel und vollentwickelte Kursive gegenüberstellt. Die Kursive
zeigt sich hier in einer ihrer unschónsten Formen. Dabei ist bezeichnend, daB die Buchstaben-
verbindung sehr schwach ausgebildet erscheint, die danebenstehende Reinschrift ist viel zusammen-
hángender geschrieben; weit stürker tritt im ganzen Schriftbilde die Vernachlässigung der Buch-
stabenformen und die Unregelmäßigkeit hervor.
In ersterer Richtung beachte man etwa die Buchstaben g, das auf die primitivste Form
reduziert erscheint (cQ), r, das seine Zunge ganz einbüDBt, indem blo ein dünner Strich vom Schaft
zum nächsten Buchstaben hinüberführt (v) oder p, das auBer dem Schaft nur noch einen recht.
winklig umgebogenen Haken zeigt und oben offen steht (p). Auch die Umbildung der Schäfte in
Schlingen ist noch nicht allzuweit vorgeschritten und beschrünkt sich auf die Buchstaben mit Ober-
lángen; wie denn überhaupt unser Schreiber die der Kursive eigentlich widersprechende Eigentüm-
lichkeit hat, den Buchstaben in seine Teile zu zersetzen und jeden Strich selbständig zu ziehen.
Demgegenüber zeigen uns etwa die T. 39, 40, 41 bei ScHuM, T. 81 (103),
82c (105a) bei SrEFFENS den allgemeinen Zug der Kursive in der gleichen Zeit in
Deutschland und Frankreich, hauptsächlich charakterisiert durch das bei den Lang-
scháften, besonders bei b, d, A, 1 vollständig ausgebildete Schlingensystem, das be-
reits zur Verbindung mit dem Nachbarbuchstaben dient.
Gegen Ende des 14. und zu Beginn des 15. Jahrhunderts macht sich vielfach
eine Kursivschrift geltend, die durch ihren spitzigen, eckigen Zug, durch die auffallende
Kleinheit der Buchstaben und Zusammendrüngung derselben gekennzeichnet er-
Scheint;?) man unterscheidet sie von der kleinen Schrift, die an der Wende des vorigen
1) Vorzüglich Scuuw, sowohl im , Grundrif", als in den Exempla.
2) Bei ScuuM kommen in Betracht T. 20 (franzósisch v. J. 1267), 22 (englisch v. J. 1283).
3) SrEFFENS T. 76 (95).
4) In gleicher Sorglosigkeit und Formvernachlüssigung findet sich bei Somuw aus dieser
Zeit kein ähnliches Beispiel, obwohl eine Anzahl von Blättern Belege für die ausgebildete schwer
leserliche Buchkursive bieten, wie sie in Frankreich, Deutschland und England gleichmäßig
sich entwickelte.
5) Vgl. Scxum T. 50—55; Srerrens T.87a (110b).
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