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Erster Hauptabschnitt: Schriftwesen. Erstes Kapitel: Schreibstoffe. 9
Connubium verliehen wurde, eingraviert stand. Solcher Militárdiplome, deren nähere Behandlung
in das Gebiet der Epigraphik gehórt, ist eine gróBere Zahl (an hundert), aus dem 1.—4. Jahrhundert
stammend, heute noch erhalten, durch die eben der enge Zusammenhang mit den Wachstafeln
bezeugt wird.!)
Die nüchsten Beispiele stammen dann erst aus vorgerückter mittelalterlicher
Zeit. Es sind die interessanten Wachstafeln aus den Rechnungskammern der franzó-
sischen Könige, Ludwigs IX. (aus den Jahren 1256 und 1257), Philipps III. (von
1282—1286) und Philipps IV. (von 1301—1308), die heute in Paris, Genf und Florenz
liegen. Diese Verwendung der Wachstafeln als provisorische Rechnungsbücher, Zins-
register, Giltbüchlein u. ähnl. ist auch in Deutschland vielfach bezeugt (Hamburg,?)
Nürnberg, StraBburg, Liegnitz usw.), hier dienen sie aber außerdem in den städtischen
Kanzleien zu allerhand Aufzeichnungen; so finden sich in den Göttinger Wachstafeln
aus dem 14. Jahrhundert die ältesten städtischen Statuten eingetragen.) Den Ge-
brauch für Unterrichtszwecke illustrieren die Lübecker Wachsschreibtafeln mit Schüler-
schriften des 15. Jahrhunderts, für private Notizen die Delitzscher Stücke des Pfarrers
HERMANN WESTFAL von 1409—1435; am längsten hat sich diese Schreibweise erhalten
in den Salzbergwerken zu Halle a. d. S. und zu Schwäbisch Hall, sowie auf dem Fisch-
markt von Rouen, wo man noch 1860 an der alten Sitte, die Versteigerungsergebnisse
auf Wachstafeln zu verzeichnen, festgehalten zu haben scheint.)
8 2. Papyrus.
Der Papyrus der Ägypter, der dort seit unvordenklichen Zeiten allgemeines
Beschreibmaterial war, wurde auch von Griechen und Rómern zu ihrem wichtigsten
Schreibstoff erhoben und behauptete sich im literarischen Gebrauche des Abendlandes
bis etwa an das Ende des ersten Jahrtausends n. Chr. Selbst aus den bescheidenen
Resten, die das Mittelalter und die ersten neuzeitlichen Jahrhunderte von wirklichem
Papyrus kannten, besonders aber aus den literarischen Nachrichten, die sich in griechi-
schen und lateinischen Autoren über diesen Beschreibstoff erhalten haben, lief sich
auf die groBe Bedeutung schlieBen, die der Papyrus im Schriftwesen des Altertums
besessen hatte. Aber erst durch die berühmten Papyrusfunde, die in den letzten zwei
Jahrhunderten und vornehmlich im letzten Viertel des vorigen Säkulums zuerst in
Herkulaneum, dann auf ägyptischem Boden gemacht wurden, ist die Papyruskunde
zu einem der interessantesten Zweige der Altertumswissenschaft ausgebildet worden.
Und haben auch diese Entdeckungen in erster Linie die griechische und orientalische
Literatur bereichert, so ist dem Papyrus doch auch in der Geschichte der lateinischen
Palüographie die erste Stelle unter den Materialien, die für literarische Zwecke in Be-
tracht kommen, gesichert.
Papyrus wurde hergestellt aus der Papyrusstaude (Cyperus Papyrus L.), die
ehemals in verschiedenen Ländern der heißen Zone, aber auch heute noch in Palästina
und Nubien wildwachsend vorkommt. Sie gedeiht am besten in Sümpfen, seichtem
und langsam fließendem Wasser, besteht aus einer kräftigen mit vielen Wurzelfasern
1) Vgl. WATTENBACH, Schriftwesen S. 43; die ganze Reihe in CIL. III, 842ff.
2) Zu älteren Beständen daselbst sind neuerdings 6 Wachstafeln mit Schriftresten, die in
die 2. Hälfte des 14. und in den Anfang des 15. Jahrhunderts gehôren, gekommen, die bei Aus-
grabungen in einer Ledertasche gefunden wurden; s. Mitteil. d. Vereins f. hamb. Geschichte,
Jhg. 29 (1909) S. 191. 1
8) Vgl. JBG. VIII (1885), IL, 306. — Über Wachstafeln in Schulen bis in den An-
Rn a n Zeit vgl. J. Knepper, Das Schul- und Unterrichtswesen im Elsaß. Straßburg
4) Über Wachstafeln für Bibliothekskataloge vgl. J. W. CLARK, The care of books (Cam-
bridge 1902), S. 92 und 93; über Waehstafeln in Bayern vgl. RockiNaER S. "ff. Vgl. auch TRAUBE,
Vorl. u. Abh. I, 90/91.