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) (1902),
Bd. 148
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[ (1890),
Erster Hauptabschnitt: Schriftwesen. Erstes Kapitel: Schreibstoffe. 17
Damaskus und jenes von Hierapolis oder Mambidsch in Nordsyrien einen besonders
guten Ruf.!)
Der arabische Name für Papier, ursprünglich kaghad oder kaghid, dann wárak,
wurde im Abendland nicht übernommen, vielmehr übertrug man die noch nicht ver-
gessene Bezeichnung Papyrus auf den neuen Schreibstoff und sprach im Mittelalter
von einer charta papyri, neben welcher auch die Ausdrücke charta bambycina, gossy-
pina, cuttunea, xylina sich finden.
Die älteste bisher bekannt gewordene Erwähnung dieses Schreibstoffes außerhalb
der Islamländer findet sich bei dem Abte PETER VON CLUNY (1122—1150), der da wußte,
daß „libri“ wie aus Pergament und Papyrus so auch „ex rasuris veterum pannorum"
bereitet sein können.?) Frankreich und Italien waren naturgemäß die nächsten Gebiete,
in welche die Papierfabrikation von Spanien aus Eingang fand; dort lassen sich seit
dem Ende des 12., hier seit dem 13. Jahrhundert Papiermühlen nachweisen, und. vor-
züglich wurde Fabriano in der Mark Ancona durch seine Erzeugnisse bekannt.?) Große
Bedeutung hat das Papier bereits in der Kanzlei K. Friedrichs II., indem dieser einer-
seits ausdrücklich. die Verwendung dieses Schreibstoffes für öffentliche Urkunden wegen
seiner geringen Dauerhaftigkeit durch eine Konstitution vom J. 1231 für Sizilien verbot*),
anderseits gerade von ihm sich das älteste auf Papier geschriebene Originalmandat vom
J. 1228 erhalten hat.5)
Erst zu Beginn des 14. Jahrhunderts, in dem die Anwendung des Papiers bereits
überall gewaltige Fortschritte machte, erhalten wir die ersten Nachrichten von dessen
Erzeugung auf deutschem Boden, im Gebiete von Kóln und Mainz (c. 1320).5 Die ver-
hältnismäBig langsame Ausbreitung der Papierfabrikation in Deutschland hängt wohl
damit zusammen, daß West- und Norddeutschland aus Frankreich und Burgund, Süd-
deutschland aus Mailand und Venedig mit diesem Handelsartikel versehen wurden.')
Die Abhiingigkeit Siiddeutschlands auf diesem Gebiete von Italien wird auch durch die
Gründungsgeschichte der ersten Nürnberger Papierfabrik des Ulman Stromeir im J.
1390 (?) bewiesen, die ihm von einem Lombarden, Franciscus de Marchia, dessen Bruder
Marcus und deren Knecht Bartholomeus eingerichtet wurde.) In das 15. Jahr-
hundert gehören als die bekanntesten Gründungen von Papierfabriken die von Ravens-
burg (1407), Liegnitz, Basel, Augsburg, Kempten, im Kanton Freiburg zwischen 1440
und 1445?) u. a.
1) Dieses letztere führte nach ,,Bambyce", dem arabischen Namen der Stadt, die Bezeichnung
,bambycisches Papier"; da aber bombyx Baumwolle heiüt, scheint — wie KARABACEK S. 131/2
wahrscheinlich gemacht hat — diese Wortverwechselung an der Irrlehre vom Baumwollenpapier
mit schuld zu sein. Die Bezeichnung ,quaternus de bombice (bombacio) sive papiro antiquo" findet
Sich zuweilen im ,Index Perusinus a. 1311" (s. EmrLE, Hist. bibl. Rom. pont.).
2) Vgl. die Stelle bei WATTENBACH, Schriftwesen S. 142; für die Geschichte der Einführung des
Papiers (nach TRAUBE, Vorl. u. Abh. I, 102) A. BLANCHET, Essai sur l’histoire du papier. Paris, 1900.
3) Uber die ältesten Belege von Verwendung des Papieres für Register und Urkunden in
Italien um die Mitte des 12. Jahrhunderts vgl. PAOLI-LOHMEYER, GrundriB IT, 74/5, BRESSLAU,
Urkundenlehre I, 892; über den Gebrauch der carta Fabrianensis an der päpstlichen Kurie vgl.
EnHRLE 8. à. O. I, 183.
4) Vgl. WATrENBACH 8.148. — DaB man sich auch noch im 14. Jahrh. über die Nachteile des
Papieres gegenüber Pergament klar war, beweist eine von ScHóNBACR (s. oben S. 14, N. 5) angeführte
Stelle: ;Falsitas in minuta recipiente deletionem sicut in cera vel rasura[m], sicut pergamentum,
ita corrigitur, quod postea non appareat; . . . alia non recipit deletionem vel rasuram, sicut est papirus,
. . . lbi falsitas dampnari potest per tractum linee, sed non tolli nec deleri, quin appareat".
5) Vgl. Kaiserurkunden in Abbildungen; Text S. 138, der sog. ,Schwandtnerische Brief".
6) Vgl. WarrENBACH S. 145.
7) Vgl. SCHULTE, Geschichte des m. a. Handels I, 706; II, 187%.
8) Vgl. Chroniken der deutschen Städte I. Nürnberg I, 78, 474. — Über die fragliche Ein-
richtung einer Papiermühle in München im J. 1347 vgl. ROCKINGER a. a. O. S. 23.
9) Vgl. ZBBW XV (1898), 282. — Wegen Basel vgl. TR. GEERING, Handel und Industrie der
Stadt B. 1886. S. 525ff., 6406.
GrundriB der Geschichtswissenschaft T. 2. Auil. 9