54 B. Bretholz: Lateinische Paläographie.
publica aus dem 4. Jahrhundert (mit übergeschriebener Unziale des 7. Jahrhunderts),!)
der Veroneser [T.-L. nr. 348), Pariser [nr. 183], Wiener [nr. 359] und Vatikanische
Livius [nr. 277], ersterer saec. IV—V, die andern saec. V—VI;?) ferner die Chronik
des Eusebius und Hieronymus in einer Oxfordschen, wahrscheinlich aus Italien
stammenden Hs., die nach 435, aber wohl noch im 5. Jahrhundert geschrieben sein
dürfte.?)
Die Schrift dieser #ltesten Unzialcodices unterscheidet sich zwar durch das
GrôBenverhältnis der Buchstaben, besonders das Cicerofragment zeigt große, starke,
breite, kräftig geschriebene Striche, die an die elegante Kapitale erinnern; aber alle
zeichnen sich übereinstimmend aus durch GleichmäBigkeit und Schônheit der Schrift.
Das Übergreifen über die obere Linie beschränkt sich auf D, H, L; Zuspitzen der
Schäfte gewahrt man besonders bei FP, P, R; die Kürzungen sind aufs áuferste be-
schränkt, gleich denen in den áltesten Kapitalhandschriften ; ebenso selten sind. Liga-
turen, die fast nur am ZeilenschluB bei Platzmangel angewendet werden.
Ebenso weit zurück, bis ins Ende des 4. oder Beginn des 5. Jahrhunderts verlegt
man einige kirchliche Schriften in Unziale, die Quedlinburger Italafragmente [nr. 12],
die um 400 geschrieben sein sollen,*) die St. Galler Italafragmente [nr. 60] in besonders
reiner Schrift,5) das Evangeliar von Vercelli [nr. 327], das — zweifelhaft ob mit Recht —
dem Bischof dieser Stadt Eusebius (T 370) zugeschrieben wird,®) die Pariser Handschrift
mit Akten des Konzils von Aquileja vom J. 381 [nr. 190], die Zeitzer Ostertafel in
Berlin [nr. 13] von 447") u. a. m.)
Nicht minder ansehnlich ist die Zahl von Unzialhandschriften kirchlichen
Charakters, die dem 6. Jahrhundert angehóren oder die man ihm zuzuweisen Grund
hat. Der Lyoner Pentateuch und der Lyoner Psalter [nr. 93, 94], denen die erwühnte
Studie DzrrsrEs gewidmet ist, gehóren u. a. hierher. Eingehende Untersuchung auch
nach ihrer paliographischen Seite haben einige auf deutschem. Boden in Würzburg
erhaltene, aus Italien stammende Handschriften anläßlich der Aufnahme von Faksimile-
blättern in die Monumenta Palaeographica erfahren: der Kodex mit Schriften Priscil-
lians [nr. 387],%) den man mit der Fuldaer Evangelienhandschrift vom J. 546/7 [nr. 47]?)
vergleicht; der Hieronymus-Kommentar zum Buch Ecclesiastes [nr. 386],") der
Palimpsest einer vorhieronymischen Pentateuch-Übersetzung [nr. 383]."%) Auch in dieser
1) Faksimile bei Zanc.-Warr. T. 17, SrErFENS T.13 (cf. T. 15 der 2. Aufl, anderes Blatt
derselben Hs.), Wzss. 33; andere Blätter bei CHATELAIN, Pal. Soc. usw.; vgl. Vorl. u. Abh. I,
232, nr. 269, 270.
2) Photolithographische Reproduktionen aller vier ültesten Hss. bei MoMMsEN et STUDE-
MUND, Analecta Liviana (Leipzig 1873). — Faks. des Pariser Livius bei Zawa.-Warr. T. 19(— AgNDT-
Taner T. 4a), Wess. 32; des Wiener Livius ZANa.-Warr. T. 18, Mon. Graph. IV, 1 mit der Zeit-
bestimmung: saec. V—VI; vgl. auch G. HzRAEUS, Quaestiones criticae et palaeographicae de
vetustissimis codicibus Livianis (Berlin 1885) S. 2.
3) Vgl. STEFFENS T. 17 der 2. Aufl.
4) Vgl. V. SCHULTZE, Die Quedlinburger Itala-Miniaturen der Bibl. zu Berlin. München 1898.
5) Vgl. Srerrens T. 15 (fehlt in der 2. Aufl); Mon. pal. XVII, 3, aber mit der Zeitbe-
stimmung s. VI. ;
6) Vgl. Realenzyklopädie f. prot. Theol. III, 31, 30. — Faks. Zaxa.-Warr. T. 20.
7) Vgl. Faksimile der letzteren beiden Zawc.-Warr. T. 22 und 23; wegen des Zeitzer Frag-
ments: MoMMSEN in den Abh. Berl. Ak. 1862, S. 537 (mit 2 Tafeln). Mit der Schrift der Zeitzer vier
Blätter ziemlich übereinstimmend, nur kleiner soll der St. Gallener Palimpsest des Lactantius
[nr. 49] sein; vgl. S. BRANDT in SB. Wien. Ak., Bd. 108 (1885), 244; das beiliegende Faksimile 1äßt
von der ursprünglichen Schrift wenig erkennen, um so wertvoller sind die eingehenden paläo-
graphischen Untersuchungen über die angewandten Kürzungen, Ligaturen u. a.
8) Vgl. gegenüber der Übersicht bei WATTENBACH, Anleitung, S. 6 jetzt das oben S. 49
Anm. 6 zitierte Verzeichnis von TRAUBE-LEHMANN von 390 Unzialhandschriften; die oben in
eckigen Klammern angeführten Nummern verweisen darauf,
9) Lief. V, T. 1.
10) S. das Faksimile bei Zaxa.-Warr. T. 34, danach bei Anxpr-TAwor T. 33d.
11) Lief. V, T. 2 und 3. 12) Lief. V, T. 4.
Zweit
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