Full text: Die Galvanische Kette

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Naturerscheinungen, die in der Form ihrer Darstellung nicht 
die mathematische Ausführlickkeit erträgt, ist unvollkommen, 
und jede in einer noch so strengen Form entwickelte Theorie, 
die nicht in dem erforderlichen Maasse von der Erfahrung ge- 
billigt wird, ist unsicher. So lange daher nicht wenigstens ein 
Theil der Wirkungen einer Naturkraft mit grosser Schärfe in 
allen ihren Abstufungen beobachtet worden ist, geht die mit ihr 
sich befassende Rechnung nur auf unsicherm Boden, weil kein 
Prüfstein für ihre Hypothesen vorhanden ist, und thut im Grunde 
besser, auf gelegenere Zeit zu warten; wenn sie aber mit der 
gehörigen Befugniss an die Arbeit geht, bereichert sie das Gebiet, 
worin sie weilt, mit neuen Naturerscheinungen, zum Mindesten 
auf indirekte Weise, wie die Erfahrung aller Zeiten lehrt. Ich 
glaubte dieseallgemeinen Bemerkungen vorausschicken zu müssen, 
nicht nur weil dureh sie auf das Folgende mehr Licht geworfen 
wird, sondern auch deshalb, weil sie den Grund in sich zu 
tragen scheinen, warum die Rechnung nicht längst schon an 
die galvanischen Erscheinungen mit mehr Erfolg sich gemacht 
habe, obgleich sie, wie sich spáter finden wird, den hierzu er- 
forderlichen Gang schon früher in einem andern, scheinbar 
weniger dazu vorbereiteten, Felde der Physik genommen hat. 
Nach diesen Vorerinnerungen gehen wir nun zur Aufstellung 
der Grundgesetze selber über. 
3) Wenn zwei gleich grosse, gleich gestaltete und gegen 
einander gleich gestellte aber ungleich stark elektrische Kórper- 
elemente Æ und FE‘ in der schicklichen Entfernung von ein- 
ander stehen, so äussern sie ein wechselseitiges Bestreben, sich 
ins elektrische Gleichgewicht zu setzen, welches sich dadurch 
zu erkennen gibt, dass beide dem Mittel ihres elektrischen 
Zustandes fortwährend und immer um gleich viel näher rücken, 
so lange, bis sie dasselbe wirklich erreicht haben. Beide Ele- 
mente ändern nämlich ihren elektrischen Zustand gegenseitig 
so lange, als noch ein Unterschied ihrer elektroskopischen Kraft 
stattfindet; diese Aenderung aber hört auf, so wie beide einerlei 
elektroskopische Kraft erlangt haben. Es ist mithin diese Aende- 
rung von ‚der elektrischen Differenz der Elemente dergestalt 
abhängig, dass jene mit dieser zugleich verschwindet. Wir 
Ohm, Die galvanische Kette.
	        
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