412 R. Stegemann: Betriebseinrichtungen fiir die Wohlfahrt der Arbeiter.
verzichten auf die ihnen statutenmäßig zustehenden Fristen zur Auszahlung der
Versicherungssummen. Bei der Gründung des Vereins i. J. 1877 schenkte ihm
Alfred Krupp ein Grundkapital von 50000 ./. Die Firma zahlt dem Verein regel-
mäßige vierteljährliche Beiträge in der halben Höhe der von den Gesellschaften
bewilligten Bonifikationen. Auch trägt die Firma die Kosten der Geschäfts-
führung des Vereins, und es ist die Besorgung aller Bureaugeschäfte desselben
durch Beamte der Firma gestattet, so daß die Verwaltung dem Verein selbst
keinerlei Kosten verursacht. Der Verkehr mit den Gesellschaften, sowie mit den
Mitgliedern erfolgt durch den Vorstand, welcher aus neun Mitgliedern besteht,
von denen sechs von der Generalversammlung gewählt und drei, darunter der
Vorsitzende, von der Firma ernannt werden. Dem Vorstand stehen Vertrauens-
männer zur Seite, die das Amt der Versicherungsagenten als Ehrenamt versehen.
Ende 1900 belief sich das gesamte versicherte Kapital auf 7414402 # in 3901 Po-
licen, und das seit dem Bestehen des Vereins fällig gewordene und ausgezahlte
Kapital auf 1467997 in 1174 Policen. Den Mitgliedern wurden bis 1900 in
Form von Prämienerlässen, Zinsersparungen usw. 340666 Æ durch die Vereins-
kasse zugewendet. Die gewährten Prämienerlässe bestehen einesteils in der halben
Bonifikation, welche die Gesellschaften gewährt haben, sowie aus den vom Verein
gezahlten Beitrügen in Hôhe von 8 °/, der zu entrichtenden Prümien, andern-
teils in Erlässen, die bei Erkrankungen der Mitglieder, bei Invalidität und bei
besonderer vorübergehender oder dauernder Bedürftigkeit gewührt werden, um
in erster Linie eine Aufrechterhaltung der Policen zu ermôglichen.
Die Continental-Caoutehouc- und Guttapercha- Compagnie in Han-
" nover schreibt uns über die Lebensversicherung ihrer Arbeiter folgendes: ,Im
Jahre 1884 trafen wir die Einrichtung, den Arbeitern, die zehn Jahre bei uns
beschäftigt sind, eine Lebensversicherungspolice über 1500 ./ zum Geschenk zu
machen, und zahlten die Prümie für diese Police weiter, solange der betreffende
Arbeiter bei uns beschüftigt war. Die Police wurde sofort Eigentum des Arbeiters
und blieb auch, wenn er freiwilig ging oder entlassen wurde, sein Eigentum.
Denjenigen Arbeitern, die aus irgendeinem Grunde nicht von der Lebens-
versicherungsgesellschaft aufgenommen wurden, schenkten wir ein Sparkassen-
bueh über 50 ./ und zahlten jedes Jahr, solange der betreffende Arbeiter bei
uns bescháüftigt war, 50 ./ auf dieses Sparkassenbuch ein. Auch dieses Spar-
kassenbuch ging sofort in den vollen Besitz des Arbeiters über. Lebensversicherungs-
policen resp. Sparkassenbücher haben bis jetzt 299 Personen erhalten. Verstorben
sind bis jetzt von diesen 14, und es wurde also in diesen Füllen die Versicherungs-
summe von 1500 / den Erben ausgezahlt. Zwei Arbeiter, die das 65. Lebens-
jahr in diesem Jahre vollenden, erhalten diese Summe zu ihrem Geburtstage
ausgezahlt. Die Einrichtung hat sich vollständig bewährt und wird von den
Arbeitern anerkannt.‘
Die Firma I, D. Gruschwitz & Söhne, Neusalz, zahlt für ihre Angestellten,
von denen sie ein längeres Verbleiben in ihrem Betriebe annimmt, die Lebens-
versicherungsprümien.
d) Feuerversicherung.
Nur zu oft findet man, dab die Arbeiter ihr Eigentum gar nicht
oder nur ganz ungenügend gegen Feuer versichern. Wünschenswert
ist es, wenn die Fabrikleitung in dieser Beziehung ihre Arbeiter unter-
stützt, sie auf die Wichtigkeit der Versicherung aufmerksam macht
und ihnen mit Rat und Tat bei Eingehung des Versicherungsvertrages
zur Seite steht. Um möglichst alle Arbeiter zu veranlassen, zu ver-